Die Strippenzieher, von denen Cerstin Gammelin und Götz Hamann in ihrer ebenso lehrreichen, wie unterhaltsamen Abhandlung gleichen Titels berichten, finden in Lehrbüchern über das Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland meist nur am Rande Erwähnung. Ihre Mitwirkung an den politischen Entscheidungsprozessen ist formal in ihrem tatsächlichen Umfang so auch nirgends vorgesehen, schließlich fehlt es einer solchen auch an der entsprechenden demokratischen Legitimation. Trotzdem reicht ihr Einfluss bisweilen immerhin bis zur Formulierung ganzer Gesetzentwürfe. Dies war zwar zu den Zeiten, als das rheinisch-verschlafene Bonn noch als Hauptstadt der Republik fungierte, nicht anders, doch ist, so lernen wir aus der Lektüre, der unvermeidbare Einfluss professioneller Lobbyisten und Public-Affairs-Berater seit dem Berlin-Umzug von Parlament und Regierung noch erheblich größer geworden -- was selbstredend auch für die Medienmacher gilt, die über das kostbarste Gut in der Mediendemokratie verfügen: den Schlüssel zur öffentlichen Wahrnehmung. Die Autoren haben keinen Enthüllungsroman geschrieben, und ihr Ton ist auch nicht der naiver Entrüstung. Ohne die Legitimationsproblematik im Geringsten zu verharmlosen, zeichnen sie vielmehr einen aufschlussreichen politischen Stadtplan Berlins, der aufzeigt, wie und wo die tatsächlichen Einflusskanäle rund um den Bundestag verlaufen und wie man Interessen in dieses insgesamt schlichte, jedoch im Detail zugleich recht subtile System einspeist. Sie verstehen ihr Buch nicht zuletzt als eine "Blaupause für alle, die in Berlin die Politik der Bundesregierung mitgestalten wollen. Egal, ob sie rotgrün, schwarzrot oder schwarzgelb ist. Wer die Konzerne beobachtet, der weiß, was man dazu braucht. Und was es kostet." Lesenswert! -- Andreas Vierecke Quelle:
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