Ein umfangreiches Nachschlagewerk und Lesebuch zum Thema Orgelmusik steht sowohl dem interessierten Laien als auch dem Fachmann mit dem neu erschienenen Handbuch Orgelmusik zur Verfügung. Auf engem Raum bietet es eine Fülle von Informationen über Epochen und einzelne Werke und liefert darüber hinaus auch weiterführende Literaturangaben. Letztere geben dem Buch jene professionell-musikwissenschaftliche Note, die vergleichbare Werke so oft vermissen lassen. Dadurch wird, dies sei ausdrücklich betont, der Spaß am Durchstöbern keineswegs verdorben -- mit diesem Argument verhindern Verlage oft einen wissenschaftlichen Apparat. Die Literaturhinweise korrespondieren mit dem stets am Beginn eines Artikels stehenden exakten Verweis auf eine oder auch mehrere Ausgaben des besprochenen Werks, wodurch der Notentext bequem greifbar wirdt. Die Angabe der Dauer des Stücks ist für die Planung eines Konzertprogramms wichtig und dient damit vor allem dem professionellen Nutzer; die Einordnung der Stücke in ein Raster von Schwierigkeitsgraden (1 bis 6) hilft sicher für eine erste Orientierung, muss aber zwangsläufig immer etwas willkürlich bleiben, denn die spieltechnischen Voraussetzungen und Probleme von Organisten können ja sehr verschieden gelagert sein. Die Anlage des Führers konzentriert sich innerhalb dreier großer Epochenabschnitte sinnvollerweise auf einzelne Länder, und für die jeweiligen Kapitel konnten viele hochrangige Autoren gewonnen werden: Klemens Schnorr, Siegbert Rampe und Helga Schauerte-Maubouet finden sich unter anderen in der Namensliste. Schon am Anfang des Vorworts beeilen sich die Herausgeber anzumerken, dass Vollständigkeit sowohl bezüglich der Komponisten als auch im Hinblick auf deren Werklisten nicht angestrebt war –- dies wäre wohl auch in einem einzigen Band nicht machbar gewesen. Das Fehlen vieler Namen kann nach diesem Hinweis nicht mehr kritisiert, sondern nur bedauert bzw. mit einem Fragezeichen versehen werden: Warum fehlt z. B. Pierre Cochereau, der nicht nur improvisiert, sondern auch einige Kompositionen hinterlassen hat? Müssten nicht andere Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Tomas Garbizu oder Gabriel Verschraegen repräsentiert sein? Mancher zusätzliche Name taucht zumindest in den die einzelnen Länderkapitel einleitenden Einführungen auf und geht damit nicht ganz verloren. Abgesehen von diesem kleinen Problem hält der Band jedoch, was er verspricht und ist eine wertvolle Bereicherung auf dem Markt der Musikliteratur. --Michael Wersin Quelle:
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