Man muß sich dies einmal vorstellen: Um reich und berühmt zu werden, beschließen zwei Fischer, in einem kleinen Ruderboot die gut dreitausend Seemeilen zwischen New York und Le Havre zurückzulegen -- quer über den Atlantik, allein auf sich gestellt, und mit der Kraft ihrer Arme als einzigem Antrieb. Unmöglich? Nicht für George Harbo und Frank Samuelsen, zwei Einwanderer norwegischer Abstammung, denen dies 1896 tatsächlich gelang: Nach 55 entbehrungsreichen Tagen in der Einsamkeit des Nordatlantiks trafen die beiden am 7. August 1896 völlig erschöpft, aber wohlbehalten mit ihrer "Fox" in Le Havre ein. Der wahre Ruhm, den Harbo und Samuelsen mit ihrer Unternehmung anstrebten, blieb ihnen indes zu Lebzeiten versagt: Ihre Tournee durch mehrere europäische Großstädte war nicht vom erwarteten Erfolg gekrönt, und so kehrten die beiden Abenteurer recht bald ziemlich frustriert in ihr bescheidenes Alltagsleben zurück. Bald erinnerten sich nur noch wenige an die "Fox" und ihre wagemutige Besatzung. David W. Shaw, Marine-Fachjournalist und selbst begeisterter Segler, hat den beiden Norwegern mit seinem Reisebericht nun ein würdiges, wenngleich spätes Denkmal gesetzt. Auf der Grundlage des Original-Logbuchs rekonstruierte er die achtwöchige Überfahrt, wobei er größten Wert auf Authentizität und Seriosität der Dokumentation legte. Nichts ist hinzuerfunden oder sonstwie zu Gunsten einer romanhaften Ausgestaltung verfälscht. Wer nun einen trockenen, nur für Marine-Fachleute interessanten Tagebuch-Bericht erwartet, sieht sich angenehm überrascht: Das Buch liest sich spannend von der ersten bis zur letzten Seite; wir fühlen uns schnell "mit im Boot" und erleben hautnah Beinahe-Kollisionen, Unwetter, Kentern, aber auch den Triumph der wohlbehaltenen Ankunft. Was an erzählerischer Ausgestaltung der Überfahrt fehlt, wird durch aufschlußreiche Exkurse über die Geschichte der Atlantiküberquerungen, über Navigation und Wetterkunde mehr als aufgewogen, wobei ein zusätzliches Glossar die verwendeten Begriffe der Seemannssprache erklärt... All dies geschieht sehr ausführlich, aber dennoch ohne weitschweifende Detailverliebtheit. Ein großartiges Leseerlebnis auch und gerade für Landratten!-- Norbert Volz Quelle:
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