"Kunst ist Bewegung. Weil alles sich bewegt." So lautet das Credo von Jean Tinguely (1925-1991). Seine dynamischen Skulpturen, die bis 21. April 2001 im Museum Jean Tinguely in Basel zu sehen sind, fahren, rotieren, rattern, zeichnen oder produzieren Klänge. 1960 hatte Tinguely zusammen mit Yves Klein, Pontus Hulten und Daniel Spoerri die Gruppe "Noveaux Realistes" gegründet. Ihr Ziel war es, einen Gegenpol zur weltabgewandten Malerei des abstrakten Expressionismus zu schaffen. Mit Performances, Happenings und Werken aus Alltagsgegenständen wollten sie die Distanz der bildenden Kunst zur Wirklichkeit aufheben und so die "Lücke zwischen Kunst und Leben" schließen. Tinguely begann bereits während seiner Lehre als Dekorateur, in Basel als freier Künstler zu arbeiten. Ende der 40er-Jahre entstanden die ersten Maschinenskulpturen. Das Rohmaterial dafür -- gebrauchte Motoren, Felgen, Zahnräder, Fahrradteile, Keilriemen und Stahlstangen -- fand er auf Autofriedhöfen und Schrottplätzen. Daraus bastelte er in den 50er-Jahren die Méta-matics: Maschinen, die für die Ausstellungsbesucher Zeichnungen herstellten. Großes Aufsehen erregte er 1960 mit seiner Skulptur "Homage to NewYork", die sich innerhalb von 23 Minuten im Garten des Museum of Modern Art vor den Augen des Publikums selbst zerstörte. In den 60er-Jahren baute er zusammen mit Niki de Saint Phalle eine Reihe begehbarer Großskulpturen. Lichtskulpturen und der Strawinsky Brunnen vor dem Centre Pompidou folgten. Die Ausstellung L'Esprit de Tinguely präsentiert neben den Skulpturen auch Videodokumentationen von Aktionen sowie Zeichnungen des Künstlers. Der begleitend erschienene Band ist kein konventioneller Katalog, sondern ein lebendiges Bilder- und Lesebuch mit vielen seltenen Fotografien und Dokumenten. Tinguely kommt darin in zahlreichen Zitaten ebenso zu Wort wie seine Freunde Daniel Spoerri, Bernhard Luginbühl und Pontus Hulten sowie seine Partnerin Niki de Saint Phalle. --Doris Lösch Quelle:
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