Tertia ist auf dem Weg in die große Stadt. Ein Sklavenhändler hat ihrem Vater für sie einen Betrag geboten, mit dem er sich endlich wieder ein paar Kühe wird kaufen können. Aber das ist für die kleinwüchsige Tertia nicht der wahre Grund für den Verkauf. Nein, so redet sie sich ein, eigentlich wollte ihr Vater ihr nur die Flucht vom unerträglichen Dasein in der Provinz des Imperiums ermöglichen und ihr mit dem Gang nach Rom die Herrlichkeiten dieser Welt eröffnen. Denn von der märchenhaften Stadt hat sie aus Erzählungen schon gehört. Und eigentlich gehört sie auch nach Rom. Denn eigentlich sind ihre Eltern gar nicht ihre Eltern, phantasiert sie sich zusammen: „Sie haben mich als Kind gefunden, wie Romulus und Remus. In Wirklichkeit bin ich die Tochter eines griechischen Königs, und er wird in der Stadt sein, um mich zu retten.“ In Rom staunt Tertia wirklich nicht schlecht: die Pracht der Tempel, die Schönheit der steinernen Gebäude und die Kunst der öffentlichen Plätze raubt ihr sofort den Atem. Und sie trifft auf den Dichter Ovidius Naso, der ihr einen neuen Namen gibt. „Tertia, die Dritte?“ sagt er im Buch. “Das ist ein schlechter Name, den nur einfallslose Bauern ihren Töchtern geben. Nein, dein Name lautet ... Andromeda.“. So beginnt die aufregende Stadt-Geschichte des Bauernmädchens Tertia in Tanja Kinkels historischem Roman Venuswurf. Der Leser folgt ihr durch die Licht- und Schattenseiten der pulsierenden Metropole, in der sie in eine Intrige um Macht und Überleben verwickelt wird. Das alles ist unglaublich spannend geschrieben und blendend recherchiert: ein echter „Kinkel“ also in bester Tradition. -- Stefan Kellerer Quelle:
|