Lange Zeit war das Interesse in der Kleinkindforschung auf die Beziehungzwischen Mutter und Kind gerichtet, der Vater als bedeutender Dritter bliebausgeklammert, wurde höchstens als abwesender Vater erwähnt. Selbst alsder Vater als wesentlicher Mitgestalter der frühen Kindesentwicklung anerkanntund ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurde, verglich man ihn anfänglichmit der Mutter und erkannte nicht, dass Väter nicht schlechtere oder bessereMütter sind, sondern anders als sie sind. Erst in den letzten Jahren kames zu einer grundlegenden Neubewertung der Bedeutung des Vaters für dasAufwachsen und die frühe Entwicklung des Kindes. Vielfältige Forschungsergebnissemachen deutlich, dass ihm eine eigenständige Rolle zukommt, die sich grundlegendvon jener der Mutter unterscheidet. Außerdem weiß man, dass Säuglinge undKleinkinder ihre entscheidenden Lebenserfahrungen in einem triadischenBeziehungs- und Spannungsfeld mit Vater und Mutter machen, was nahe legt,die Entwicklung psychischer Strukturen beim Menschen neu zu überdenken.In den Beiträgen dieses Bandes wird auf unterschiedliche Weise auf dieFrage eingegangen, welche Bedeutung dem Vater in den ersten Lebensjahrenseines Kindes zukommt. Vor dem Hintergrund psychoanalytischer Konzeptesowie bindungstheoretischer und systemischer Zugänge wird beschrieben,wodurch sich das Vatersein in besonderer Weise auszeichnet und was triadischeErfahrungen mit Vater und Mutter für das Erleben des Kleinkindes bedeuten.Die differenzierte Analyse der Bedeutung des Vaters und die Neubewertungseiner Rolle bezieht sich einerseits auf Erfahrungen aus dem familiärenAlltag. Andererseits wird aufgezeigt, wie es sich auswirken kann, wennVäter in Prozesse der Eltern-Kleinkind-Psychotherapie einbezogen werden. Quelle:
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