Er war der ungekrönte Fotograf der amerikanischen Großstadt. Wie kein Zweiter hat es Andreas Feininger (1906-1999) verstanden, das pulsierende Leben und die gigantischen Architekturen der Metropolen in stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen festzuhalten. Peter Adam hat den Pionier des Bildjournalismus deshalb 1983 in einem BBC-Interview zu den sechs besten Fotografen der Welt erklärt. Auch wenn dies etwas übertrieben ist, so gebührt Feininger doch ein Platz im Olymp der "Lichtbildnerei". In thematisch aufbereiteten Kapiteln präsentiert Andreas Feininger nun Werke des Fotografen aus allen Schaffensperioden -- allen voran natürlich die bekannten Fotografien New Yorker Wolkenkratzer, die es mit den Arbeiten Harry Callahans aufnehmen können, und die ungeheuer spannungsgeladenen Bilder amerikanischer Bahnhöfe, in denen der Kontrast aus dem Silbergrau moderner Züge und dem im Nebel verschwimmenden Schwarz der Dampfloks nicht zuletzt den Kontrast zwischen alter und neuer Technik widerspiegelt. Überraschend sind dabei selbst für Feininger-Fans vor allem die strukturellen Nahaufnahmen von Pflanzenformen, die an die Arbeiten Karl Blossfelds erinnern. Darüber hinaus sind auch frühe Bilder Feiningers versammelt, die das faszinierende Spiel von Licht und Schatten der späteren Jahre anhand des Motivs nächtlicher Hamburger Straßen in den 30er-Jahren vorbereiten. Daneben gibt es sehr private Fotos von hoher formaler Meisterschaft zu bewundern, die unter anderem den Malervater Lyonel Feininger beim Zuwasserlassen von Modellbooten im New Yorker Central Park zeigen. Derartige "Schnappschüsse" demonstrieren, wie sehr Feininger über einen fotografischen Blick verfügte, der nicht professionell aufgesetzt, sondern längst verinnerlicht war. Und sie machen den faszinierenden Bildband eines der besten Fotografen des 20. Jahrhunderts zudem zu einem auch privat gefärbten Buch. --Thomas Köster Quelle:
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