„Eine Welt, aus der alle Mühen, Sorgen und Plackereien des irdischen Daseins verbannt zu sein scheinen.“ So fühlt sich Maarten `t Hart, wenn er Mozart hört. Aus vollem Herzen outet sich der beliebte niederländische Romancier als großer Fan und Bewunderer. Erinnerungen werden wach, Lebensstationen tauchen auf, Himmlisches in allen Tonarten. Bevor Sie beginnen, das Buch zu lesen, sei empfohlen, die CD aufzulegen, sich in die ersten Klänge, Kyrie D-Moll, einzuhören, abzuschalten, in der Zeit zurückzugehen, etwa in die sechziger Jahre, wo andere sich auf die „abscheuerregenden Beatles“ oder die „noch abscheuerregenderen Rolling Stones“ stürzten. Geld hatte der junge Student Maarten `t Hart nicht, Schallplatten waren teuer, an einen Plattenspieler war nicht zu denken. So besuchte er oft erst den einen Freund, der gerne Brahms’ Symphonie Nr.2 auflegte, worum `t Hart aber nie von sich aus bat. „Er hätte dann bestimmt gemerkt, dass ich nicht so sehr seinetwegen, sondern vielmehr der Musik wegen kam.“ Mit dem Fahrrad fuhr er später am Abend zum nächsten Freund, der Mozarts Klavierkonzert d-Moll auflegte. „Es war, als könnte es auf der ganzen Welt nichts geben, das mit dem Anfang dieses Werkes vergleichbar war.“ Das ist es, was ein weiteres, eines von so vielen Mozart-Büchern überaus attraktiv und irgendwie auch einzigartig macht: die seltene Komposition, dass ein begabter und beliebter Erzähler seine ganz persönliche Sicht schildert, Leben und Werk eines musikalischen Genies verbindet mit seinem ureigenen Leben und Werdegang, seinen ganz intimen Eindrücken und Gefühlen dieser unsterblichen Musik gegenüber. Das liest sich wie ein Roman, voller zeitgeschichtlicher Tupfer, reich an Zitaten, Bezügen und Hinweisen auf die großen Mozart-Kenner und -forscher, Wissenschaftler und sonstige Koryphäen. Selbst wenn er auch nur ein, nach eigenem Bekunden, „Amateurpianist“ ist, sich schwer tut mit Mozarts sprühenden Läufen, so weiß Maarten `t Hart unendlich viel, ist erstaunlich kenntnisreich, verknüpft persönliche Erfahrung und Erinnerung zu einee gelungenen Mozart- Biographie, ein Porträt der ganz speziellen Art. Bach war es aber, der Mozart lange in Maarten `t Harts Leben verdrängte, warum? Bestens nachzulesen in Bach und ich. Bei Bach drehe sich, so schreibt er, alles um die Liebe zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer. „Bei Mozart findet man mehr Liebe, Verliebtheit, Erotik, Sinnlichkeit, Leidenschaft und amouröse Verwicklungen als bei jedem anderen Komponisten.“ Kein Wunder also, dass der Niederländer in seiner sehr empfehlenswerten Hommage zu dem Fazit kommt: „Bach bewundere ich, Mozart liebe ich.“--Barbara Wegmann Quelle:
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