Ja, „man ist in solchen Sachen, auch gespannt was andere machen“, schreibt Wilhelm Busch kurz und bündig über die Liebe. Der Universalgelehrte Umberto Galimberti macht es sich bedeutend schwerer. Kapitel für Kapitel arbeitet der Italiener Aspekte des Liebeslebens ab. Doch obwohl der Verlag seine „Gebrauchsanweisung“ als „Leitfaden für die Liebe“ angekündigt hat, bleibt Otto Normalleser auf der Suche nach dem roten Faden bisweilen allein. Viele Romane und Sachbücher neigen beim Thema Liebe zum Schwulst. Deshalb bleibt Platz für Bücher, die sich der schönsten Sache der Welt intellektueller annähern. Und tatsächlich dringen einleuchtende Sätze über die Eifersucht oder erhellende Diskurse über den Hass aus Galimbertis Gedankengebäude heraus. Oft bleibt es jedoch dem Leser überlassen, herauszufinden, was abstrakte Begriffe dem Autor und Sigmund-Freud-Freund gemäß genau bedeuten. Die Gedanken des vielseitigen Professors schweifen um Transzendenz, Göttliches und Verlangen, wenn er Sätze zu Papier bringt wie: „Wenn das geliebte Wesen für den, der es liebt, Transparenz der Welt bedeutet, wenn durch das Liebesobjekt hindurch das grenzenlose Sein, das die Grenzen der Individualität bei weitem überschreitet, voll in Erscheinung tritt, so ist doch auch wahr, daß all dies nur möglich ist als Verletzung der Individualität des einen und des anderen, in einem Akt, der metaphorisch Mord und Selbstmord evoziert.“ Wer nicht nur in der Liebe, sondern auch beim Lesen Herausforderungen sucht oder wen schon an der Uni komplexe Texte erregten, erlebt mit diesem schlauen Buch in der Hand womöglich ekstatische Momente. Und obwohl eine Frau niemals so über die Liebe schreiben würde, handelt es sich trotzdem keinesfalls um ein richtiges Männerbuch, sondern schlicht und ergreifend um reine Intellektuellen-Kost. --Herwig Slezak Quelle:
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