Wussten Sie schon, dass man Belgier problemlos daran erkennt, "dass sie über der Augenpartie einen schwarzen Balken tragen"? Und dass die Deutschen so aussehen, "als seien sie permanent drauf und dran, einen Weltkrieg anzufangen oder einen jämmerlichen Witz zu erzählen"? Wenn nicht, dann kennen Sie die schönsten Vorurteile Österreichs noch nicht und sollten sich vielleicht das nun erschienene Standardwerk auf diesem Gebiet Keiner ist so toll wie wir zulegen. "Blöde Briten, dämliche Deutsche, frustrierte Franzosen und 36 weitere hoffnungslose Fälle" werden hier in alphabetischer Reihenfolge von A (wie Albaner) bis Z (wie Zyprioten) präsentiert. Nicht nur über das Aussehen unserer Miteuropäer, auch über die Geografie, Geschichte, Sprache und Kultur ihrer Länder erfahren wir nur Schauerliches. Ob wir dieses tatsächlich längst gemutmaßt haben, wie der Umschlagtext verkündet, muss natürlich dem (Vor-)Urteil der Leser überlassen bleiben. Auf länderkundliche Exaktheit legen die Autoren jedenfalls keinen Wert, ebenso wenig wie auf politische Korrektheit. Die schamlose Aneinanderreihung der tolldreistesten Vorurteile ist vielmehr erschütternd, nämlich für das Zwerchfell. Frei nach dem Österreicher Sigmund Freud könnte man sagen, dass man sich durch die Lektüre von Keiner ist so toll wie wir eine ganze Menge an psychischem Aufwand erspart. Anders formuliert: Das Buch ist einfach ungemein witzig. Der humoristische Rundumschlag der Autoren, die hauptberuflich Journalisten sind, erfolgt nach allen Regeln der Kunst. Die Pointen lesen sich flüssig und wirken nie aufgesetzt. Die Grenzen des guten Geschmacks werden zwar übertreten, aber das ohne zu stolpern. So hemmungslos die Miteuropäer auch schlecht gemacht werden, der Wortwitz sinkt nie auf das Niveau von tendenziösen Bierzeltsprüchen. Weitere EU-Sanktionen müssen wir also kaum befürchten, allerdings dürfte klar sein, dass bereits in ganz Europa fieberhaft an neuen Österreicherwitzen gearbeitet wird. Diese werden wir (hoffentlich) mit ebenso viel Humor nehmen, wie wir von den anderen erwarten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. --Mathis Zojer Quelle:
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