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Durst Hunger MĂŒde. Unterwegs im Kinderland.

Durst Hunger MĂŒde. Unterwegs im Kinderland.
Autor: Sven Lager
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Taschenbuch
Auflage: 1., Aufl.
Seiten: 276
ISBN-10: 3-462-03432-4
ISBN-13: 978-3-462-03432-5
ISBN: 3462034324
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Stammen die Drip-Paintings an der brandneuen Tapete etwa von Jackson Pollock? Nein, Lilly hat nur ihren eingetrockneten FĂŒller mal kurz ausgeschĂŒttelt. Der kleine Jakob hat indes beschlossen, seine Rotznase nicht ins griffbereite Taschentuch zu entsorgen, sondern in ein frischgewaschenes T-Shirt. Wieso riecht es unterm Bett eigentlich nach angegammelter Salami? Schneller Tatortwechsel: Lilly spitzt ihre Buntstifte gerade in eine chinesische Teetasse mit Kakaoresten. Ein erschĂŒtternder Lagebericht aus der Kampfzone Kinderzimmer nimmt seinen Verlauf!

Bereits die ersten nervenaufreibenden Seiten kĂŒnden vom aussichtslosen Kampf eines Alt-68er-Elternpaares. Wie hĂ€lt man seine hehren Erziehungsideale hoch, ohne stĂ€ndig Gefahr zu laufen, als zĂ€hnefletschende Killereltern die eigene Brut in blinder Mordlust einfach niederzumetzeln? Sex und Partylife sind schon lange perdĂș, soziale Bande erschlafft, statt edler Einrichtungskultur regiert SperrmĂŒllĂ€sthetik. WehmĂŒtig denkt das Autorenpaar Lager/Naters an das befreundete Paar, dessen Nachwuchs in karg möbliertem Designerambiente stillen und vernĂŒnftigen Spielen nachgeht, ohne gravierende FlurschĂ€den zu hinterlassen. Ein Erziehungsmodell, das bei Jakob und Lilly radikal fehlschlug. LĂ€ngst haben die beiden Mini-Hooligans die eigentliche Herrschaft in der Wohnung an sich gerissen.

Die ironietriefenden Anekdoten um das Zerstörungswerk der Kinderlein sind seitenfĂŒllend (und vielleicht etwas zu lang geraten). Dennoch gibt es Tröstliches zu vermelden in diesem selbstkritischen Elternprotokoll mit verteilten Rollen: Trotz der tĂ€glichen Sysiphusarbeit, kleine Anarchisten ins Leben zu geleiten, lernen die Autoren allmĂ€hlich, ihre Kinder als Gewinn zu begreifen und nicht stĂ€ndig dem Verlust an sogenannter „LebensqualitĂ€t“ nachzuweinen. Elternliebe hat obsiegt, die schöne Botschaft setzt sich durch.

Sich selbst bespiegelnde Alltagskatastrophen, lustig literarisch angerichtet, eine spĂ€testens seit Sven Regener nicht mehr ganz taufrische Idee. Als liebevoller, charmanter und superironischer Trostspender fĂŒr junge Eltern kurz vorm erzieherischen Supergau allerdings bestens geeignet. --Ravi Unger
Quelle:




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