Auf den Computersystemen der Welt, nein, nicht die heute überall vertretenen PCs, sondern auf den Anlagen der mittleren und gehobenen Datentechnik, werkeln täglich Millionen von Quelltextzeilen der alterwürdigen Programmiersprache COBOL. Angetrieben von Jahr-2000-Problem hat die Schar der COBOL- Entwickler sogar eine Renaissance erlebt. Doch State-of-the-Art ist COBOL schon lange nicht mehr. Objektorientierung, Application Server, Web-Frontends und relationale Datenbanksysteme beherrschen heute die Szene für neue Projekte. Eine Schwierigkeit ist es hierbei, den Könnern der strukturierten Programmierung die Denke der Objektorientierung nahe zu bringen. Ich kenne es aus eigener Erfahrung, welche Schwierigkeiten gerade erfahrene Entwickler mit der eigentlich natürlichen Art und Weise im Umgang mit Objekten haben, zu sehr sind sie von ihren Erfahrungen geprägt. Und genau darum hat sich Markus Knasmüller, der selbst Erfahrungen in einem OO-Projekt mit COBOL-Entwicklern gesammelt hat, seine Gedanken gemacht, wie eben diesem Zielkreis die aktuelle Technologie näher gebracht werden kann. Nach einer kurzen Einführung in die Motivation sowie Details zum Buch geht er im zweiten Kapitel auf die Grundlagen der OOP mit den Sprachen Delphi und Java ein. Dabei beginnt er jedoch nicht gleich mit Klassen, Objekten, Methoden und Attributen, sondern erst mal mit Datentypen, Anweisungen, Prozeduren, Strukturen, Modularisierung und Pointer. So findet sich der gestandene Entwickler schnell wieder, Und auch im dritten Kapitel geht es noch nicht um die Objektorientierung, Vielmehr werden dynamische Datenstrukturen wie Listen, Stacks, Queues, Bäume und verschiedene Algorithmen vorgestellt. Doch dann wird es ernst, das vierte Kapitel ist der "Objektorientierten Programmierung im eigentlichen Sinne" gewidmet. Klassen und ihre Instantiierung, Vererbung, Aggregation, Polymorphie und abstakte Klassen werden ebenso behandelt wie der objektorientierte Entwurf mit der Unified Modelling Language UML und CRC-Cards. Weiter geht es mit typischen Anwendungen der Objektorientierung, Klassenbibliotheken, Entwurfsmustern sowie besonderheiten wie Exceptions und Interfaces. Das fünfte Kapitel behandelt nicht die Objektorientierung, sondern relationale Datenbanken und die Abfragesprache SQL. Auch wenn Knasmüller damit vom Titel abweicht, so ist es für heutige Projekte sehr wichtig. Genauso verhält es sich mit den grafischen Oberflächen des sechsten Kapitels. Die Zusammenfassung im siebten Kapitel bringt noch mal einen schnellen Überblick, Beispiele aus der Praxis und begleitende Maßnahmen wie die Qualitätssicherung und Versionsmanagement. Insgesamt gelingt dem Autor eine gelungene Einführung für den gestandenen COBOL-Programmierer. Der vorsichtige Weg über bekannte Techniken zur OOP und die Behandlung aktueller Standards machen seine Ausführungen nachvollziehbar. Spannend wäre jetzt noch eine Fortsetzung, die Application Server als heutige Version der Transaktionsmonitore behandelt. --Frank Müller Quelle:
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