Das neunte Jahrhundert ist eines der finstersten des Mittelalters. BlutrĂŒnstig fallen Christen und Normannen ĂŒbereinander her. Die Sarazenen aus Afrika versuchen Rom zu erobern. Viel Blut flieĂt. Verrat, Mord und Tod sind an der Tagesordnung. In dieser Zeit haben Frauen so gut wie keine Rechte. Sie sind Leibeigentum des Mannes und mĂŒssen ihm gehorchen. Johanna erlebt als Kind, wie ihr Vater, der ein Ă€rmlicher Dorfpriester ist, ihre geliebte Mutter Gudrun tyrannisiert und schlĂ€gt. Gudrun ist Normannin und wurde bei der gewalttĂ€tigen Bekehrung dieses Volkes zum Christentum von ihrem zukĂŒnftigen Mann mit nach Ingelheim in Franken gebracht. Heimlich erzĂ€hlt Gudrun ihrer Tochter die Geschichten von den Göttern der Heiden. Ihr Mann, der fanatische Christenpriester, darf das nie erfahren. Sie beschwört ihre Tochter, nachdem sie von ihm wieder einmal ĂŒbel zugerichtet wurde: "Du muĂt aus deinen Fehlern lernen ... damit dir nicht das gleiche passiert. Wenn du heiratest, gibst du alles auf -- nicht nur deinen Körper, auch deinen Stolz, deine UnabhĂ€ngigkeit, sogar dein Leben. Verstehst du? Verstehst du? ... Falls du jemals glĂŒcklich sein möchtest, dann merk dir meine Worte Tochter: Gib dich niemals einem Mann hin." Diesen dringenden Rat aus der Not vergisst Johanna zeit ihres Lebens nicht. Johanna ist auĂergewöhnlich intelligent, und durch einen GlĂŒcksumstand erhĂ€lt sie als MĂ€dchen Untericht. Als sich nach wenigen Jahren plötzlich alle Möglichkeiten verschlieĂen, als Frau weiter zu studieren, beschlieĂt sie, ihr Leben als Mann fortzusetzen. In MĂ€nnerkleidung, mit kurz geschorenem Haar, messerscharfem Verstand, umfassendem Wissen, Warmherzigkeit und Intuition gelingt es ihr nach zahlreichen Stationen ihres Lebens und einigen gefĂ€hrlichen Situationen, in denen ihre wahre IdentitĂ€t fast aufgedeckt wird, den Papststuhl zu besteigen. Vom 12. Lebensjahr bis zu ihrem Tod verbindet sie eine starke und tiefe Liebe zu dem Markgrafen Gerold. Sie empfinden sich als Zwillingsseelen. Einige Male retten sie sich gegenseitig das Leben, aber die UmstĂ€nde verhindern oft ihr Zusammensein, manchmal ĂŒber Jahre hinweg, die jedoch ihre ungewöhnliche starke Verbundenheit nie brĂŒchig werden lassen. Johanna stirbt, nachdem sie sich als PĂ€pstin besonders fĂŒr die Armen und die Frauen eingesetzt hat, einen unerwarteten und spektakulĂ€ren Tod, der laut Historie authentisch sein soll. Dennoch triumphiert Johanna, denn es ist nicht die Hand des Feindes, die sie niederstreckt. WĂ€hrend die katholische Kirche die Existenz einer PĂ€pstin Johanna, die den Papststuhl höchstwahrscheinlich von 953-955 innehatte, leugnet, sprechen geschichtliche Forschungen auf diesem Gebiet bestechend dafĂŒr, dass es eine PĂ€pstin gegeben haben muss. Sehr aufschlussreich dazu ist das Nachwort der Autorin, indem sie FĂŒr und Wider der Existenz einer PĂ€pstin abwĂ€gt. Wer sich ausfĂŒhrlich mit dieser Thematik befassen will, dem sei das Buch Die PĂ€pstin Johanna von Elisabeth Gössmann empfohlen. Cross hat sich in ihrem Roman prĂ€zise an die historischen Begebenheiten gehalten, vor deren Hintergrund die Geschichte von Johanna erzĂ€hlt wird. Die Schlacht bei Fontenoy, der Vertrag von Verdun, die PlĂŒnderung der Sankt Peters Kirche, der Mord an Papst Leo und die Feuer- und Flutkatastrophen bei Rom fanden tatsĂ€chlich statt. So hat der Roman von Donna W. Cross viele VorzĂŒge: Er basiert auf wahren Begebenheiten, er vermittelt ein StĂŒck Geschichte und er ist so spannend geschrieben, dass er den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Johanna wird man nach der LektĂŒre dieses Buches so schnell nicht vergessen. --Daphne GroĂmann Quelle:
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