Spätestens seit der ersten PISA-Studie wird die Qualität des Lernens und Lehrens in unseren Schulen heftig diskutiert. Widersprüchliche Studien werden zitiert, Eltern und Lehrende mit Forderungen und Ratschlägen überschüttet. Doch wie funktioniert das eigentlich mit dem Lernen? Wie lernen wir? In welchem Alter lernen wir was am besten? Gibt es einen Punkt, an dem wir nicht mehr lernen können? Die Autorinnen versuchen in diesem Buch, eine Brücke zu schlagen zwischen den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung und der Erziehung. Denn, so ihre Überzeugung: Wer die Gehirnmechanismen kennt, die dem Lernen zugrunde liegen, wird die Lernprogramme für Menschen jedes Alters und mit jedem Lernbedarf optimieren können. Doch was wissen die Neurowissenschaften tatsächlich bisher übers Lernen? Eine Menge – aber nicht alles - was heftig diskutiert wird, ist wirklich schon wissenschaftlich belegt. So räumt dieses Buch beispielsweise mit der angeblich wissenschaftlichen Basis der Frühförderungshysterie auf – deren aktuelles Extrem als “Hothousing” bekannt ist, bei dem Kinder zwischen null und drei zu Hause per Video, Bildkarten etc. geschult werden. Doch was zeigen die Studien zum Beispiel an Ratten wirklich? Gibt es kritische Phasen, deren Vernachlässigung nie wieder ausgeglichen werden kann? Mit kühlem Kopf betrachtet, sieht es eher so aus, als gebe es sensible Phasen – und als könnte nahezu alles durchaus nachgeholt werden, wenn auch nicht immer mit denselben “Hirn-“Mitteln. Denn das Gehirn ist, das weiß man inzwischen, nicht nur weitaus flexibler als früher angenommen; man kann auch im Alter noch lernen – wenn das Lernen dann auch etwas anders funktioniert. Die Autorinnen wollen mit ihrem Buch vor allem einen Überblick über den Stand der Dinge geben – konkrete Implikationen für Erziehung und Unterricht überlassen sie den dafür zuständigen Fachleuten. Doch wer sich anhand dieses sehr verständlich geschriebenen und hoch aktuellen Buches einen Einblick in die Mechanismen verschafft, die unser Lernen bestimmen – der bekommt zumindest eine Ahnung davon, wie gehirngerechtes Lernen in Schule und Alltag aussehen könnte. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele, die Einfluss auf unsere Erziehungsprogramme haben, sich von diesem Buch anregen lassen. -- Gabi Neumayer Quelle:
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