Der vor allem in den Gleichnissen des Lukas porträtierte Christus entfaltet seine Wirkung, weil er im und durch den Text inkarniert. Huizing beschreibt die poetische Kraft der biblischen Sprache, die die Wiedergeburt der Lesenden zu bewirken vermag und als Gegenwart des Heiligen Orientierungskraft in unübersichtlicher Zeit gibt.

Dabei liest Huizing die biblischen Texte als literarische Werke, die er als dramatische Glanzstücke der religiösen Gefühls- und Atmosphärenbildung versteht. Durch die Konfrontation der Leser mit den biblischen Bildern entstehen Gefühle, die Transzendenz zur spürbaren Anwesenheit bringen. Huizing zeigt die Wiedergeburt (Rechtfertigung) durch die Lektüre der Bibel an, weil in ihr porträtiert ist, wie in Christus das Gefühl des Gottesbewusstseins schlechthin verkörpert ist.

Zu den Protagonisten des Buches gehören Romanbuchautoren wie Harry Mulisch, Paul Auster und John Updike, Philosophen wie Marc C. Taylor, Emmanuel Levinas, Jacques Derrida und Peter Sloterdijk, Kommunikationswissenschaftler wie Vilém Flusser sowie TheologInnen wie Friedrich Schleiermacher, Rudolf Otto und Dorothee Sölle.

Huizing rekurriert außerdem auch auf Persönlichkeiten wie den Duisburger Tatort-Kommissar Schimanski oder Claudia Schiffer und bietet damit Konstellationen, deren Dichte der Postmoderne-Diskussion angemessen sind, weil sie so kunstvoll miteinander assoziiert sind, dass neue Sinnhorizonte entstehen. Damit buchstabiert Huizing die genuin postmoderne Form der Collage-Technik durch. Zahlreiche schwarzweiß-Bilder erhellen seine Gedankenlinien.

Die Ästhetisierung der Theologie ist bei Huizing mehr als nur eine logische Konsequenz aus der Individualisierung in der Postmoderne. Sie bewirkt szenisches Verstehen. Theologie kann nun zeitgenössisch als Hermeneutik sich ereignender Konstellationen betrieben werden.

Im Horizont der medialen Bilderflut formt Huizing eine systematisch-theologische Anthropologie, deren Ziel es ist, die Leserin und den Leser zum Lesen (der Bibel) zu verführen. Dies gelingt ihm auch aufgrund seiner filigranen, geradezu poetischen Sprache, die mich begeistert. --Bettina Wittke
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