Eigentlich sehen die düstren Tintenzeichnungen des romantischen Dichters Victor Hugo (1802-1885) selbst schon aus wie Übermalungen Arnulf Rainers: an den Rändern zerfranste, fast abstrakte Tintenfantasien von Städten am Rhein, geheimnisvollen Burgen oder nächtlichen Passagen, die eher auf die unsichtbaren Nachtseiten der Wirklichkeit verweisen denn auf einen tatsächlich in der "wahren" Welt vorhandenen Gegenstand. Was lag da für Rainer näher, als Hugos Übermalungen des Zeichenpapiers seinerseits nochmals zu übermalen? 1988 war es dann so weit. Entstanden sind 111 faszinierende Dialoge zwischen dem Werk des malenden Dichters aus dem 19. Jahrhundert und dem des (bisweilen dichtenden) österreichischen Malers, die vorstoßen in die "Schichten der Nacht". Eine "Voyage de nuit" (so ein Gedichttitel Hugos), der man sich betrachtend anschließen sollte. --Thomas Köster Quelle:
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