Johannes Kepler, der mit seinen drei Gesetzen der Planetenbewegungen das wissenschaftliche Weltverständnis revolutionierte – ein Mörder? Tatsächlich spricht vieles dafür, dass er Tycho Brahe vergiftet hat, der mit seinen empirischen Messungen erst die Grundlagen für Keplers Theorien schuf. In diesem spannenden Buch gehen Joshua und Anne-Lee Gilder dem schwierigen Verhältnis zweier genialer Wissenschaftler auf den Grund, das sehr wahrscheinlich mit einem Mord endete. Dazu nehmen die AutorInnen uns mit auf eine Zeitreise, bei der das 16. und 17. Jahrhundert so lebendig wird, dass man die handelnden Personen und ihre Welt förmlich vor sich sieht. Kepler und Brahe: zwei Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Kepler stammte aus ärmlichen Verhältnissen und litt sein Leben lang an vielen körperlichen, aber auch psychischen Gebrechen. Schon als Kind machte er sich überall Feinde durch seine Intrigen und Lügen – und das setzte sich sein ganzes Leben lang fort. Nur seine Liebe für die Astronomie (mit all dem Mystizismus, der bei den Wissenschaftlern dieser Zeit dazu gehörte) schien ihm etwas zu bedeuten. Ganz anders Tycho Brahe: Er gehörte von Geburt zum dänischen Hochadel und fand immer einflussreiche Geldgeber für seine teuren Messinstrumente und Studien. Er war ein freundlicher Mensch, der sich um Konventionen wenig scherte und gern feierte – aber noch lieber baute er so genaue Messinstrumente, wie es sie zuvor nie gegeben hatte, und beobachtete die Sterne. Die Beziehung der beiden Genies begann gleich mit einem Intrigenstück von Kepler. Trotzdem lud Brahe ihn zu sich ein, verschaffte ihm Geld und Wohnung, trat als Fürsprecher für ihn auf. Auch Keplers Wutausbrüche und Beleidigungen verzieh er immer wieder. Aber seinen größten Wunsch wollte er Kepler nicht erfüllen: Brahe war nicht bereit, seine Daten öffentlich zugänglich machen, bevor er seine eigenen Veröffentlichungen fertig gestellt hatte. Nach seinem Tod, der nach dem heutigen Wissensstand eindeutig ein Mord war, eignete Kepler sich die Daten unrechtmäßig an und konnte damit seine Theorien entwickeln. Briefe, Schriften, Grabreden: Die beteiligten Personen kommen in diesem Buch ausführlich selbst zu Wort. Erstaunlich, wie klar Kepler sich selbst analysierte: als unangenehmen, intriganten, selbstsüchtigen und unbeherrschten Menschen ohne jeden moralischen Skrupel. Und so scheint die Theorie von Keplers Mord, nicht zuletzt nach der Sichtung der neuesten medizinischen Indizien, die einzig plausible zu sein. Ein farbenprächtiges Zeitpanorama, außergewöhnliche Charaktere und ein Mord, der erst nach vierhundert Jahren entdeckt wurde: Dieses erstaunliche Sachbuch bringt uns nicht nur ein Stück Wissenschaftsgeschichte nahe, sondern es hat auch alles, was wir von einem spannenden Roman erwarten. Ein Lesevergnügen ersten Ranges! -- Gabi Neumayer Quelle:
|