Images of Women beginnt und endet mit einem Bild in der Mojave-Wüste -- ohne Menschen, ohne Frauen. Eine starke Landschaft als Einstimmung und Ausklang für die starken Frauen, die Peter Lindbergh entworfen hat und die hier in der ersten Retrospektive seines Werks der letzten 15 Jahre zusammengefasst sind. Peter Lindberghs Entwürfe zeigen Mode, sie sind Auftragsarbeiten der großen, berühmten Namen in der Modeindustrie, von Zeitschriften wie Vogue, Tatler, Harper's Bazaar oder Modehäusern wie Calvin Klein, Donna Karan und Giorgio Armani. Was ihre Faszination ausmacht, lässt den modischen Aspekt aber beinahe in Vergessenheit geraten: Es sind die Gesichter, die starken Persönlichkeiten seiner Modelle, die einen in den Bann ziehen. Die starken Schwarzweißkontraste, die jede Falte im Gesicht und jeden Faltenwurf des Kleiderstoffs überdeutlich machen, zeigen Schönheit wo man sie nicht erwartet, und richten die Aufmerksamkeit auf Ausschnitte, deren Harmonie und Ausdruck sonst übersehen werden. Den Schatten einer Tänzerin. Eine Hand im durchscheinenden Handschuh, der zarte Falten wirft, ein nackter Frauenkörper, die Blöße und die darüberliegenden Narben nur mit den Händen bedeckt, übergeschlagene Beine, ein Auge, ein Mund. Dass der Bauch Nadja Auermann, die Hand Kristen McMenamy, die Beine Tina Turner und das alte Gesicht Gertrude Blom gehören, scheint da auf einmal an Bedeutung zu verlieren und nebensächlich zu werden. Die Umgebungen, in denen die Fotografien stattfinden, machen einen wichtigen Teil ihrer Wirkung aus: Wüste, Meer, Großstadt, Maschinen. Im sachkundigen einleitenden Essay schreibt der britische Schriftsteller und Fotohistoriker Martin Harrison: "Die Konfrontation von Mensch und Natur auf Lindberghs Fotografien geschieht nicht zufällig, sie hat ihre direkte Ursache in seiner Herkunft. Er (...) ist auf dem Bauernhof eines Onkels im Schatten der Fördertürme von Duisburg aufgewachsen (...) ein Zentrum der Schwerindustrie (...) Die Attraktion der Industriekulisse ist ein wiederkehrendes Thema." Die Familie verbrachte ihre Sommerferien an rauhen Nordseestränden, die einen so bleibenden Eindruck bei ihm hinterließen, dass "solche vom Wind zerzausten Küsten (...) zu bevorzugten Aufnahmeorten" wurden. Und so schaffen es Peter Lindberghs Motive, die Frauen, die wenigen Männer, die Dinge, Häuser oder Straßenschluchten, uns auch ohne glattes Lächeln mit ihrer Schönheit zu beglücken. Der Band Images of Women liegt hier in einer günstigen Sonderausgabe vor, die sich nur in der Bindung von der festgebundenen unterscheidet. --Roswitha Wille Quelle:
|