Gäbe es einen Preis für das am sehnsüchtigsten erwartete Buch des Jahres, Wolfsmond würde mit deutlichem Vorsprung gewinnen. Über ein halbes Jahrzehnt ist vergangen, seit mit Glas der vierte und bisher letzte Band der Saga um den Dunklen Turm erschienen war, und langsam wurden Zweifel laut, ob Stephen King sein Opus Magnum überhaupt zu Ende schreiben würde. Nur wenige Wochen nach dem Original liegt jetzt die deutsche Ausgabe von The Wolves of the Calla vor, und -- um es vorwegzunehmen -- das Warten hat sich gelohnt. Roland, Jake, Susannah und Eddie setzen ihre Reise fort und gelangen nach Calla Bryn Sturgis, einer Stadt, die regelmäßig von einem schrecklichen Schicksal heimgesucht wird: Ungefähr alle 20 Jahre fallen grauenhafte Wolfswesen über die Bürger her und rauben zahlreiche ihrer Kinder. Wenn diese Kinder Wochen später zurückkehren, sind sie nur noch eine leere Hülle. Roland und seine Gefährten sollen helfen, denn der nächste Angriff der Wölfe steht kurz bevor. Unterstützt werden sie dabei von Pater Callahan, einer Figur, die King-Lesern aus Brennen muss Salem bekannt ist. Callahan verfügt über nicht ungefährliche Mittel und Wege, die Grenze zwischen den Welten zu überwinden. Das erweist sich alsbald als ausgesprochen nützlich, denn im New York des Jahres 1976 wächst eine Rose, bei der es sich um den Turm selbst handeln könnte. Wolfsmond ist ein mit enormer erzählerischer Kraft geschriebenes Buch. King vertieft sowohl die Mythologie der Serie, wie auch die Charakterzeichnung der Protagonisten. Etwas aufdringlich sind vielleicht die zahlreichen Popkultur-Bezüge und das allmähliche Verwischen der Grenzen zwischen Roman und Wirklichkeit. Insgesamt schmälert dies das Lesevergnügen jedoch nur marginal. Die beiden abschließenden Bände des Dunklen Turms, The Song of Susannah und The Dark Tower, sollen innerhalb der nächsten Jahre erscheinen. Vorher wird ein abschließendes Urteil nicht möglich sein, aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass Stephen King eines der großen Meisterwerke der fantastischen Literatur geschaffen hat. Steigen Sie mit Schwarz ein und genießen Sie die Reise. --Felix Darwin Quelle:
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