Es ist zum Verzweifeln. Dem schwedischen Ermittlerteam Paul Hjelm und Kerstin Holm bietet sich ein chaotisches Bild: Zum Zeitpunkt der Tat wurde die Szenekneipe Kvarnen offensichtlich von einer regelrechten Schar multikultureller Wahnsinniger bevölkert. Schnöselige Yuppies, einander spinnefeinde Fantrupps zweier Fußballteams, Schwule zwischen Damenkränzchen, sinistre Jugoslawen und mittendrin Per Karlsson, ein seltsamer junger Intellektueller, der, als es passierte, seelenruhig Ovids Metamorphosen las. Die ohnehin aufgeladene Atmosphäre in der brodelnden und vollen Kneipe begann zu kippen, bis in einer Massenschlägerei einem Fan mit einem Bierseidel der Schädel zertrümmert wurde. Nun will keiner etwas gesehen haben. Wie gesagt, es ist zum Verzweifeln! Eigentlich kleine Fische für die Top-Ermittler der ehemaligen A-Gruppe der Reichskriminalpolizei (nein, wir befinden uns in Schweden). Doch wie gewohnt ist bei Arne Dahl das Kleine eng mit dem Großen verknüpft. So auch die mysteriöse Explosion in einer Zelle im Hochsicherheitsgefängnis von Kumla, die einen Ex-Jugoslawen als unappetitliches Puzzle an der Zellenwand verewigt. Verwirrend häufige Szenenwechsel und ein enormes Personenaufkommen leiten den nunmehr dritten Fall der einst so legendären Spezialeinheit ein. Nach den desaströsen Ereignissen um den Kentuckymörder (festgehalten in Dahls letzem Buch, Böses Blut) aufgelöst, scheint es nun, dass sie dringender denn je gebraucht wird! Der Leichenberg wächst beunruhigend schnell. In einem (für den Leser wenig magenschonenden) Bandengemetzel bleiben fünf Mitglieder auf der Strecke. Grund für das Blutbad war offensichtlich ein mysteriöser verschwundener Aktenkoffer. Bald watet die A-Gruppe in einem menschlichen Morast aus Neonazis, Pädophilen, Kriegsverbrechern aus Ex-Jugoslawien, mittendrin ein Junge, der gerne Ovid liest. Am Ende droht gar ganz Stockholm zu leuchten. Und das nicht der Mittsommernacht wegen! Breiten Raum in Dahls ohnehin prallvollem Plot nehmen die Biografien der Polizisten ein, Charaktere, mindestens ebenso gebrochen und seelisch zerklüftet wie jene, die sie bekämpfen sollen. Zehn Romane sind angekündigt, in denen jeweils eines der A-Mitglieder im Mittelpunkt stehen soll. Für den Fall, dass Arne Dahl seine etwas ausufernde Räuberpistolenlyrik und manch leerlaufenden Wortwitz bändigt, darf man mächtig gespannt sein. --Ravi Unger Quelle:
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