Im weiteren Verlauf der ungewöhnlichen Deutschlandreise zündet Edmaier ein wahres Feuerwerk an schmucken und rauen, immer aber eigenwilligen Naturkompositionen. Eine nicht minder große Kunst wird es gewesen sein, die Insel-, Seen-, Küsten- oder Gebirgslandschaften so abzulichten, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen keinerlei Anzeichen menschlicher Existenz erkennbar sind.

Konkret: Der Rügener Kreidefelsen erstrahlt ohne störendes Aussichtsboot, am Brocken im Harz ragt kein Wanderweg ins Bild, die weiten Felder Mecklenburg-Vorpommerns werden von keiner Stromleitung überspannt und der Watzmann ist Fels pur. Menschen sind, abgesehen von den winzigen gesprenkelten Punkten auf dem Bayerwaldberg Lusen, überhaupt nicht zu entdecken. Zweite Ausnahme: die Autorenporträts am Ende des Buchs.

Da können sich die Leser schließlich ein Bild von der Diplomgeologin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Angelika Jung-Hüttl machen, die mit ihren leicht verständlichen und informativen Texten selbst Laien Begriffe wie Schlickwatt, Moränenhügel oder Frostsprengung nahe bringt und kurze Bilderklärungen liefert. In den jeweiligen Einleitungskapiteln werden die Passagen ausführlicher. Ins Fachchinesisch oder Langweilige driftet die Autorin aber nie ab. Auch sie nimmt sich die Sache mit der Ästhetik eben zu Herzen.

Der Star des Bildbands sind aber ohne Frage die kuriosen und famosen Aufnahmen. Eigentlich schade, dass die Fotografien immer nur über eine Seite gehen. Fast alle Motive würden sich auch auf Doppelseiten gut machen. Wer nicht genug bekommen kann, der findet in den Vorgängerbüchern Geo-Art. Kunstwerk Erde und Atelier Erde adäquaten Nachschub -- ganz im Sinne von Edmaiers Weltanschauung. --Leon Heissik
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