Wo er Recht hat, hat er Recht! Es ruhig angehen lassen oder ein Weilchen abseits stehen ist hier zu Lande tatsĂ€chlich keine Schande; nur das Notwendige tun, sich bloĂ kein Bein ausreiĂen und die Drecksarbeit den TĂŒrken ĂŒberlassen: eine weit verbreitete Haltung. Lieber mit dem neuen Wagen in den Urlaub, als das Geld auf die hohe Kante -- man gönnt sich ja sonst nichts. Und seine Zustimmung zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung auf dem Lohnzettel oder der Rentenbescheinigung honoriert sehen zu wollen, ist doch legitim. Unbarmherzig hĂ€lt uns Meinhard Miegel in seinem Buch Die deformierte Gesellschaft den Spiegel vor und beschreibt, Wie die Deutschen ihre Wirklichkeit verdrĂ€ngen. Aufgegliedert in die zusammenhĂ€ngenden Themenfelder "Demographie", "Sozialstaat", "Wirtschaft und BeschĂ€ftigung" entwirft der Leiter des Instituts Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn -- als provokanter Querdenker gern gesehener Gast in Talkshows -- zunĂ€chst das Zukunftsszenario einer infolge von GeburtenausfĂ€llen hoffnungslos ĂŒberalterten Rumpfgesellschaft: atomisierte Egoisten, die sich menschliche Zuwendung und soziale Einbindung allenfalls noch erkaufen und ihr Dasein in existenzieller AbhĂ€ngigkeit von kinderreichem Humankapital fristen, das in neokolonialistischer Manier aus EntwicklungslĂ€ndern abgeworben wurde. Er widerlegt empirisch die allgemein unterstellte KausalitĂ€t von Wachstum und mehr BeschĂ€ftigung, rĂ€umt mit dem MĂ€rchen von der neuen Armut auf und entlarvt die Deutschen als untĂŒchtige, elitenfeindliche Arbeitnehmergesellschaft, deren materieller Wohlstand auf einem Wissens- und Kapitalstock fuĂt, zu dem die Wenigsten beigetragen haben. SchlieĂlich nimmt er dem tendenziell totalitĂ€ren Sozialstaat den Offenbarungseid ab und stellt der in UnmĂŒndigkeit gehaltenen "Staatsgesellschaft" eine "dynamische BĂŒrgergesellschaft" entgegen, in der die Einzelnen und die sie umgebenden Gemeinschaften so viel Verantwortung wie möglich selbst schultern. Der CDU-Mann, der die seltene Gabe besitzt, scheinbar komplexe Sachverhalte von verbalem Zierrat zu befreien und auf das Wesentliche zu reduzieren, nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit einem gehörigen Schuss Populismus geiĂelt er die Perspektiv- und Initiativlosigkeit einer mehrheitlich aus Beamtentum und Ăffentlichem Dienst rekrutierten Klasse politischer (Re-)Akteure, die sich in einem engen Korsett von SachzwĂ€ngen wĂ€hnend immer nur das NĂ€chstliegende ansteuere. Die politisch fehlgeleitete und desinformierte Gesellschaft sieht er in der Falle und fordert zur Lösung mentaler Blockaden die unverzĂŒgliche Konfrontation mit den RealitĂ€ten -- und zwar "je schonungsloser, desto besser". Dazu mĂŒsste man eigentlich nur sein Buch zur staatsbĂŒrgerlichen PflichtlektĂŒre machen. --Roland Detsch Quelle:
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