Es gibt Zauberworte, die lassen das Herz jedes Bergsteigers höher schlagen: "Dolomiten" gehört sicherlich dazu. Und dann erst die Klettersteige dieses einmaligen Gebirges: Da denkt man doch gleich an waghalsige Wege in paradiesischer Landschaft, traumhafte Ausblicke auf bizarre Felsformationen, Menschen, die an Seilen hängen, an das rote Glühen im abendlichen Rosengarten. Kaum ist das Buch aufgeschlagen, da fällt der Blick auf Fotografien, die genau all dies zeigen. Man kann sich kaum satt sehen daran: In luftiger Höhe ranken sich Leitern an fast senkrechten Hängen empor. Schmale Tritte, hoch über dem Tal, mit teilweise mehreren hundert Metern Tiefblick, die kaum Platz für die Füße bieten, sind nur durch ein Drahtseil abgesichert. Auf solchen Pfaden braucht der Wanderer Nerven -- und Trittsicherheit. Beim Anblick der Fotografien wird auch klar, dass Klettersteig-Gehen kein Vergnügen für Turnschuh tragende Gelegenheitssportler ist, sondern ein ernst zu nehmender Sport, auf den man sich gründlich vorbereiten sollte. Und dieses Buch bietet einen guten Anfang. Auf die notwendige Ausrüstung und Vorbereitung wird kurz und prägnant hingewiesen. Erfahrene Bergsteiger nicken zustimmend, und ein Bruder "Leichtfuß" erkennt hoffentlich, dass derartige Unternehmungen nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen: Das ist dem Autor hoch anzurechnen. Auf insgesamt 143 Seiten werden zahlreiche Klettersteige beschrieben -- vom Ivano-Dibona-Höhenweg über den Toblinger Knoten bis hin zu Marmolada, Via ferrata Eterna sowie Klettersteigen am Gardasee. Die Reihenfolge ist von leicht bis schwer sortiert. Daneben werden die Routen aber auch noch anders gruppiert -- nämlich danach, welche die witterungsunabhängigsten, welche die landschaftlich schönsten und welche historisch am interessantesten sind. Die Touren sind ganz offensichtlich aus eigener Erfahrung und daher sehr lebendig beschrieben. Nach einigen Eckdaten (Lage, Ausgangspunkt, Zeit, Höhenunterschied, Schwierigkeit) sowie einer kleinen Karte (und manchmal auch einem Höhenprofil), werden der Zustand von Weg und Sicherungen geschildert. Dabei werden besonders die schwierigeren Passagen unter die Lupe genommen. Es entsteht bei jeder Route ein guter Gesamteindruck, der es dem Leser abzuschätzen erlaubt, ob die Tour beim eigenen Erfahrungsstand machbar ist. Dieses Buch ist gut geeignet, um einen Eindruck von Schönheit und Schwierigkeit der Vie ferrate zu gewinnen. Mit seinen wunderbaren Fotografien und den gewandten Beschreibungen macht es einfach Appetit auf die Dolomiten und die nächsten Wanderungen. Auch wenn Schönheit sicherlich ein subjektiver Begriff ist: Mit dem Untertitel Die schönsten Routen in allen Schwierigkeitsgraden hat der Autor nicht zu viel versprochen. --Susanne Franke Quelle:
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