Im Dezember 1997 kletterte eine junge Frau namens Julia Butterfly Hill auf einen 60 Meter hohen Redwood-Baum und blieb dort 738 Tage lang. Der Baum, der den Namen Luna bekam, wächst in der Hügellandschaft Nordkaliforniens auf einem Stück Land, das der Gesellschaft Maxxam Corporation gehört. 1985 hatte Maxxam den früheren Eigentümer Pacific Lumber übernommen und sofort damit begonnen, "die Vermögenswerte flüssig zu machen" um die Schulden abzubezahlen -- anders ausgedrückt: den unberührten Redwood-Wald abzuholzen. Umweltschützer beschuldigten die Firma, Holz in einer Art und Weise zu schlagen, dass sich der Wald von selbst nicht mehr regenerieren könne. Vor allem die Organisation "Earth First!" organisierte Baum-Sit-ins, um gegen den Kahlschlag zu protestieren. Als Julia Butterfly Hill am Ort des Geschehens aufkreuzte, nach einer Reise kreuz und quer durch Amerika, waren Holzfäller gerade dabei, die Abholzung des Hangs, an dem Luna ungestört seit 1.000 Jahren stand, in Angriff zu nehmen. Die Botschaft der Baumfrau, teils Tagebuch, teils Abhandlung und teils New-Age-artige spirituelle Reise, ist die Geschichte von Julia Butterfly Hills zweijähriger Odyssee in luftiger Höhe. Hill, Tochter eines Wanderpredigers, erzählt von ihrer zufälligen Begegnung mit Demonstranten, die gegen die Abholzung in Kalifornien protestierten, vom Ablauf der Ereignisse, die schließlich zu ihrem Aufstieg führten, und von den täglichen Entbehrungen, die das Leben im höchsten Baumhaus der Welt mit sich brachte. Sie übersteht alles, von stürmischen El-Niño-Regengüssen bis hin zu reaktionären Medienattacken. Weitaus erschreckender sind jedoch ihre Interaktionen mit den Holzfällern unter ihr, die das gefährliche Spiel auf die Spitze treiben, indem sie in bedrohlicher Nähe zu Luna Bäume fällen (und schließlich einen anderen Aktivisten durch ähnliche Taktiken töten). "Mach' dich bereit für einen anstrengenden Tag!" ruft ihr ein Baumfäller in erbarmungsloser Vorfreude auf die illegale Quälerei mit einem Hubschrauber, die ihr bevorstand, nach oben. Auch prominente Umweltschützer wie Joan Baez und Woody Harrelson schauten vorbei. Unterm Strich hat die traurige Berühmtheit Hill und ihrem Anliegen gut getan. Das Magazin George nannte sie eine der "zehn faszinierendsten Menschen in der Politik", die Leser von Good Housekeeping nominierten sie als eine der "am meisten bewunderten Frauen" des Jahres 1998, und People brachte sie in ihrer Sonderausgabe "Die interessantesten Menschen des Jahres" groß heraus. Das alles hat zur Folge, dass heute mehr Amerikaner über umstrittene Abholzungspraktiken Bescheid wissen. Es wird sich aber erst herausstellen, ob öffentliche Entrüstung genug sein wird, um Kaliforniens ungeschützte und immer weiter schwindende Redwood-Wälder zu retten. Obwohl eine Vereinbarung dafür sorgte, dass Hill ihren Hochsitz schließlich verlassen konnte und Luna die Säge erspart blieb, ist der Großteil des umliegenden unberührten Waldes in der Region mittlerweile abgeholzt oder wird es in naher Zukunft sein. Dennoch ist Hill optimistisch: "Luna ist nur ein einziger Baum. Wir haben ihn gerettet, aber gleichzeitig verlieren wir viele andere. Je mehr wir uns aber wehren und eine Umkehr fordern, desto mehr wird sich letztendlich auch verbessern." --Langdon Cook Quelle:
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