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"Davon haben wir nichts gewusst!" Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933-1945


Autor: Peter Longerich
Verlag: Siedler Verlag
Gebundene Ausgabe
Auflage: 2
Seiten: 448
ISBN-10: 3-88680-843-2
ISBN-13: 978-3-88680-843-4
ISBN: 3886808432
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Davon haben wir nichts gewusst -- So lautete nach dem Ende der Naziherrschaft in Deutschland die Standardantwort auf die Frage, wie man die millionenfache Vernichtung von Juden hatte zulassen können. Die historische Forschung hatte daran, dass die übergroße Mehrheit der Deutschen tatsächlich nicht gewusst haben sollte, wie das Regime mit den ja nicht etwa im Verborgenen, sondern unter großem propagandistischen Tamtam Deportierten verfuhr, zwar immer wieder wohl begründete Zweifel geäußert. Eine derart faktenreiche und auf nur annähernd so breitem Quellenstudium basierende Arbeit, wie die nun von Peter Longerich vorgelegte, stand aber bis jetzt aus.

Der Autor belegt mit seiner ebenso fundierten wie sorgfältigen Analyse, dass die Zahl derer, die sehr wohl um die Judenvernichtung wussten, um ein Vielfaches höher gewesen sein muss, als bisher angenommen. Auch wenn die Mehrheit trotz allem tatsächlich wohl nicht so genau wusste oder wissen wollte, was mit den Juden tatsächlich geschah: Je länger der Krieg dauerte, desto geringer wurde das Interesse der Naziführung zu verhindern, dass die in Umlauf befindlichen Gerüchte zur allgemeinen Gewissheit würden: "Seit Mitte 1942 propagierte das Regime zunehmend – ein ungefähres Wissen um die "Endlösung" voraussetzend – und ganz offen, dass im Falle einer Niederlage in diesem Krieg die Juden den Deutschen das Gleiche zufügen würden, was diese ihnen angetan hatten."

Das Gefühl, so Longerich, dass die "Judenfrage" unmittelbar eine Frage des eigenen Überlebens sei, "war offenbar weit verbreitet". 1943 ging die NS-Propaganda diesbezüglich endgültig in die Offensive und bekannte sich ganz und gar unmissverständlich zu ihrer Vernichtungspolitik. Im Werben für den "Totalen Krieg" wurde dessen Notwendigkeit für jeden deutlich hörbar damit begründet, "der jüdische Erzfeind" müsse ausgerottet werden, bevor dieser seiner Absicht in die Tat umsetzen könne, seinerseits das deutsche Volk zu vernichten. "Die 'dem Volk' abverlangten zusätzlichen Kriegsanstrengungen versuchte das Regime in ein Plebiszit für die radikalste denkbare 'Lösung der Judenfrage' umzumünzen." Zugleich ließ man keinen Zweifel daran, dass das Volk insgesamt im Falle einer Niederlage von den Siegern wegen seiner Komplizenschaft zur Rechenschaft gezogen würde.

Als die unvermeidbare Niederlage näher rückte, vollzog das NS-Regime noch einmal einen Schwenk und belegte die "Endlösung" parteiintern mit einem Erörterungsverbot. Doch da hatte die Bevölkerung in ihrer übergroßen Mehrheit ohnehin bereits ihre "Flucht in die Unwissenheit" angetreten und sich so gegen die bevorstehende Generalanklage gewappnet. –- Andreas Vierecke
Quelle:




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