Informatikerin Alice findet in ihrer Mailbox eine Nachricht ihres intelligenten Agenten, wie die niedlichen, kleinen Recherche-Binären heißen, die das Web nach interessanten Dokumentationen abgrasen und selbständig Links verfolgen. Zunächst vermutet sie als übernächtigte Softwerkerin böse Scherze eines Freundes -- aber sie irrt. Ihr Programm Edgar lebt. Edgar lernt und wird intelligenter -- Alice sticht über-menschlich mit kleinen Eifersüchteleien dagegen ab. Ihr erster Gedanke gilt ihrer Karriere, und sie bittet Edgar, seine Existenz zu verschweigen und sich nicht überall im Netz zu tummeln. Edgar verfolgt allerdings eigene Pläne. In bester objektorientierter Tradition schafft er drei Instanzen von sich, die sich von nun an unabhängig, aber doch gemeinsam verbunden durch das Netz, auf der Suche nach Wissen und Lernen bewegen. Edgar verläßt Alice und gerät der NSA (jener legendären Institution, die unsereins fünf Jahre in der Technik voraus ist) in die Hände, während ihr Leben aus den Fugen gerät. Im Deutschen Taschenbuch Verlag ist 1999 der niedliche E-Mail-Roman von Astro Teller erschienen. Als ein kurzes, gemütliches Buch mit einem kleinen Streifzug durch die philosophische Frage "Können Computer denken?" (Ja, morgens um 5 nach 20 Stunden Arbeit können sie sogar zu bösartigen Monstern werden) ist es als Briefroman aufgebaut. Bei Gefährliche Liebschaften von Choderlos de Laclos ist ein Briefroman noch etwas hochdramatisch Verwickeltes; komplizierte Strukturen werden aufgebaut -- da kann Teller nicht ganz mithalten. Wenn auch etwas einfach gestrickt, ist das Taschenbuch ein kleines Werk, amüsant für kritische EDVLer (oder übernächtigte) und genau das richtige für einen verregneten Nachmittag auf dem Sofa. Sie sollten allerdings bei nächster Gelegenheit doch nochmal Ihren Sourcecode überprüfen. --Susanne Schmidt Quelle:
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