Jaspers sieht die moderne Gesellschaft in einem Widerstreit. Sie errichtetsich als Massenordnung zur technischen Daseinsfürsorge einer Vielzahl vonMenschen und zerstört damit gleichzeitig jene Welt von Schicksal und Autorität,Vertrautheit, Nähe und Entscheidung, in der eigentliche menschliche Existenzallein möglich ist. Nivellierung und Funktionalisierung des Menschen sindder Preis der Moderne. Politisch sorgt sich Jaspers um das Ausbleiben echtenFührertums, von dem allein Reformen des zum Erstarren neigenden Apparatsder Daseinsfürsorge zu erwarten sind. Die politischen Bewegungen des Faschismusund des Bolschewismus deutet Jaspers nur am Rande als gefährliche Auswegedes Menschen aus der allgegenwärtigen Krise in die Leichtigkeit des Gehorchenkönnens.Zwar schenkt er aktuellen politischen Strömungen und Strukturen nur geringeAufmerksamkeit, aber die geistige Haltung und persönliche Verantwortlichkeitdes Einzelnen implizieren den Abscheu gegen den sich ankündigenden politischenWahnsinn in Deutschland. Der Staat gilt ihm als Phänomen der Macht. Nachdenklichblickt Jaspers auch auf die Wissenschaften vom Menschen. Für ihre unbestreitbarenErfolge zahlt der Mensch mit der Verdinglichung seiner selbst. Er wirdsich zum Objekt. Quelle:
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