Neben dem Krankenbett auf der Intensivstation flimmert eine gezackte, gleichförmig wirkende Linie über den Bildschirm. Es ist ein Elektrokardiogramm und misst die Potenzialdifferenzen des Herzens in der Einheit Minivolt. Diese Aufzeichnung gibt Auskunft über Herzlage, Herzfrequenz, Erregungsrhythmus, -ursprung und -ausbreitung. Soweit, so gut. Was so einfach aussieht, ist eine der schwierigsten diagnostischen Leistungen im hoch verdichteten Alltag eines Krankenhauses. Wer hier mitarbeiten will, muss die verschiedenen physikalischen Ableitverfahren zumindest halbwegs verstanden haben. Bereits geringfügig andere Kurvenverläufe können erhebliche diagnostische Unterschiede bedeuten -- mit gravierenden Folgen für die Gesundheit des Patienten und die Moral von Isabel oder anderer junger Ärztinnen und Ärzte.

War es vor 15 Jahren noch selbstverständlich, dass man als Berufsanfänger während seiner Klinikjahre auch adäquat ausgebildet wurde, so ist dies durch strukturelle Verwerfungen heute fast eine Ausnahme. Unter dem Primat der Fallpauschalen, der Diagnosis-Related-Groups, zählt hoher Durchsatz an Patienten, die möglichst von den bereits fertig ausgebildeten Oberärzten zügig untersucht und behandelt werden, damit sie schnell wieder entlassen werden können. Für Ausbildung bleibt da kaum mehr Zeit.

Der EKG-Kurs für Isabel knüpft daher an ältere Zeiten an. Persönlich und kollegial in der Diktion, wenden sich in diesem Buch zwei erfahrene Ärzte an die jüngeren Kollegen und erläutern die praxisrelevanten Grundlagen und typischen EKG-Befunde. Den größten Teil des Buches bilden die 49 originalen Beispiel-EKG samt Beschreibung, Deutung und Kommentar. Das Buch ist in weiten Teilen weiß-rot -- wie das EKG-typische Millimeterpapier. Man sieht vor seinem geistigen Auge den erfahrenen Arzt, wie er am Krankenblatt EKG und Befund erklärt. Zu guter Letzt finden sich unkommentierte EKG und Quizfragen samt Lösungen. An ihnen kann Isabel -- und jeder andere Berufsanfänger -- das Gelernte überprüfen.

Dieser EKG-Kurs in dieser persönlichen Ansprache ist ein hervorragendes Buch für junge Mediziner in schwierigen Zeiten. Man wünschte sich, er wäre nicht nötig. Aber es ist gut, dass es ihn gibt. --Dr. Stefan Rusche
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