Detailwissen vermitteln und gleichzeitig den Blick für das große Ganze der Biochemie schulen: Diesen Spagat versucht Biochemie des Menschen -- durchaus mit Erfolg. Ein Lehrbuch der Biochemie muss sich daran messen lassen, "was ein Student nach dessen Lektüre nach fünf oder zehn Jahren an Wissen auf diesem Gebiet noch aufweist." Die sechs Autoren schrieben die erste Auflage ihres Biochemie-Lehrbuches, als sie noch selbst studierten. Sie haben den Nerv ihrer Kommilitonen getroffen: nicht noch ein Buch, das die verschiedenen, kaum mehr zu überblickenden Details der Biochemie auf ein erträgliches Maß reduziert, die dann -- auswendig gelernt -- in der vorklinischen Prüfung der Biochemie leidlich reproduziert und schnell wieder vergessen werden. Florian Horn, mittlerweile promovierter Arzt und studierter Philosoph, und seine frisch approbierten Mitstreiter setzen auf Nachhaltigkeit und haben es verstanden, die immer wiederkehrenden Grundmuster der Biochemie zu betonen, ohne auf die für das schriftliche Physikum notwendigen Details zu verzichten. Das klingt nach der Eier legenden Wollmilchsau oder der biochemischen Quadratur des Kreises und stimmt den skeptischen Leser misstrauisch. Denn der Aufbau ist klassisch: Die Zelle und die allgemeine Chemie machen den Anfang, der Stoffwechsel der Lipide, Kohlenhydrate und Proteine, die Molekularbiologie und die verschiedenen Hormone folgen, die spezielle Biochemie der einzelnen Organe bildet den Schluss. Biochemie bleibt Biochemie. Sie muss gelernt werden und erweist sich für didaktische Revolutionen als eher ungeeignet. Tatsächlich liegt das Erfolgsgeheimnis dieses Buches in manch unscheinbarer Formulierung begründet. "Entmystifizierung der molekularen Vorgänge" und "Leichtigkeit der Sprache" nennen die Autoren ihr Anliegen im Vorwort. Im Buch selbst ist einfühlsam die Rede von der allgemeinen Chemie, ohne die die Biochemie zur "Qual" wird. Es werden griechische und lateinische Fremdwörter stante pede (stehenden Fußes) übersetzt und immer wieder fantasievolle und treffende Vergleiche angestellt, um das Wesen -- und die Faszination -- der Biochemie sinnlich erfahrbar zu machen. Kurz: Die Autoren begeistern, weil sie selbst begeistert sind. --Dr. Stefan Rusche Quelle:
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