Den Wettbewerb hätte man besser “Mein schönstes deutsches Wort” genannt. Bei der Entscheidung der Jury spielte nämlich neben dem Wort auch die ganz persönliche Begründung des Einreichers eine Rolle. Dass es bei aller Subjektivität dennoch einen Gewinner („Habseligkeiten“) und viele Verlierer geben musste, kann man bedauern. Ihren Sinn hat die ganze Veranstaltung dennoch erfüllt: die Sensibilität für die deutsche Sprache zu fördern, und die Lust, sich über Worte Gedanken zu machen. Diese Lust überkam immerhin 22.838 Menschen aus 111 Ländern, die ihr deutsches Lieblingswort einreichten, von unscheinbaren Exemplaren wie „und“ oder „eh“ bis zu typisch deutschen Zusammensetzungen wie dem von Wladimir Kaminer augenzwinkernd vorgeschlagenen „Staatsangehörigkeitsangelegenheiten“. Wäre es nach der Häufigkeit der Nennungen gegangen, hätten die ersten drei Plätze Liebe, Gemütlichkeit und Sehnsucht belegt. Aber es kam eben auch auf die Begründungen an. Und die sind es auch, die dieses Buch mit einer Auswahl von 155 Lieblingswörtern so lesenswert machen. Wenn etwa ein Schweizer für das Wort „Doppelhaushälfte“ stimmte, „weil es sich selbst aufhebt. Es kürzt sich -- mathematisch betrachtet -- quasi weg“. „Fernweh“ ist für eine Spanierin deshalb ihr Favorit, „weil es das Wort ist, das ich lebenslang gesucht habe. Bis ich angefangen habe Deutsch zu lernen, habe ich dieses Gefühl nicht benennen können.“ Die Begründung muss aber nicht unbedingt inhaltlicher Natur sein, wenn etwa an „Haarriss“ die einzigartige Häufung von Doppelbuchstaben gerühmt wird oder eine Australierin „Streichholzschächtelchen“ als charmanten Sprachtest bezeichnet, denn wenn man dieses Wort „als Ausländer aussprechen kann, kann man alles aussprechen.“ Schöne Wörter haben auch ein schönes Buch verdient -- und sie haben es bekommen. Vom blauen Leineneinband mit eingeprägten Wettbewerbswörtern bis hin zu originellen Farbfotos und ansprechendem Layout: die gesammelten Wort-Schätze nebst Begründungen kommen wunderbar zur Geltung und laden ein zum Blättern und Schmökern -- oder natürlich zum Verschenken. --Christian Stahl Quelle:
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