Dass der Linguist und Philosoph Noam Chomsky, Autodidakt auch auf dem Feld der Politik, die Diskussion um profunde Analysen zu bereichern vermag, belegt sein mittlerweile recht umfängliches Werk politischer Schriften. Seit einigen Jahren hat Chomskys diesbezüglicher Output mit demjenigen auf seinem angestammten wissenschaftlichen Terrain mindestens gleichgezogen. Der Anlass dafür ist die große Sorge des Autors um die Zukunft der USA (und der Welt). Davon kündet einmal mehr auch der vorliegende Band, der auf knappem Raum die Grundlinien des politischen Denkens des Autors nachzeichnet. Power and Terror gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil ist ein Interview abgedruckt, das John Junkerman anlässlich seines Films Power and Terror: Noam Chomsky in Our Times mit dem Autor geführt hat. Im zweiten Teil beleuchtet Chomsky selbst in einem bissig-polemischen Essay die Geschichte der USA als eine Geschichte der Selbstgerechtigkeit ihrer Regierungen. Im dritten Teil schließlich hat man kleine Glanzlichter aus Vorträgen und Diskussionsbeiträgen zusammengestellt, die insgesamt einen lebhaften Eindruck davon vermitteln, wes Geistes Kind der emeritierte MIT-Professor ist. Chomsky hat von Beginn an keinen Zweifel aufkommen lassen, was er von der Anti-Terrorpolitik der Bush-Regierung hält, der er eine im Kern verlogene Interessenpolitik vorwirft, die Menschenrechtsargumente für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert und in dem Moment auch nicht mehr ganz so ernst nimmt, wo sie selbst davon keinen unmittelbaren Nutzen hat. Doch so unerbittlich er auch mit der gegenwärtigen Regierung ins Gericht geht, so übersieht er dabei nicht, dass diese in einer Kontinuität steht, zu der auch Bill Clinton seinen Beitrag geleistet hat, auch wenn dessen Präsidentschaft -- aus einsehbaren Gründen -- heute insgesamt in einem fast schon verklärten Licht erscheint. Das verleiht der vielfach ätzenden Kritik Chomskys eine Glaubwürdigkeit, die manch anderem Autor, der dieser Tage gegen die US-Regierung wettert, abgeht. --Andreas Vierecke Quelle:
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