Noam Chomsky ist einer der schärfsten Kritiker der herrschenden Weltordnung. In People Without Rights nimmt der US-Amerikaner die Behauptung westlicher Regierungen unter die Lupe, dass die Wahrung der Menschenrechte im Mittelpunkt ihrer Außenpolitik stehe. Untersucht wird die Glaubwürdigkeit von NATO-Staaten allen voran am Beispiel des Ost-Timor-Konflikts sowie der Bombardierung des Kosovo. Chomskys Ergebnis ist ernüchternd: Im Fall Ost-Timor beweist der streitbare Intellektuelle, dass sich die Politik des Westens primär an strategischen Interessen ausrichtet. Im Klartext: Da Indonesien unter Präsident Suharto Verbündeter im Kampf gegen den asiatischen Kommunismus war, wurde die brutale Annexion Ost-Timors toleriert. Aber damit nicht genug. NATO-Staaten haben das indonesische Militär durch Waffenlieferungen massiv unterstützt. Chomskys Behauptungen stützen sich auf gut recherchierte Quellen, die die Machthaber der Welt zitieren oder ihr Verhalten beleuchten. So entsteht eine Sammlung von Indizien, die Hintergründe der behandelten Konflikte darlegen. Die Chronologie der schrecklichen Ereignisse wird dabei häufig durchbrochen. Deshalb eignet sich dieses Buch weniger für Leser, die sich in den Ost-Timor- und Kosovo-Konflikt erst einarbeiten wollen. Die Politik von NATO-Staaten -- allen voran der USA -- wurden und werden Chomsky zufolge dem selbst gewählten moralischen Anspruch der neuen Ära nicht gerecht. Dabei träfe den Westen oft mehr als eine Mitschuld. Konkrete Vorwürfe: Die NATO habe durch die Bombardierung des Kosovo das dramatische Ausmaß des Konflikts erst entstehen lassen. Zudem habe die NATO Serbien einseitig verurteilt und über Übergriffe extremistischer Kosovo-Albaner hinweggesehen. Fazit: Einmal mehr klagt Chomsky politische Doppelmoral und westlichen Eigennutz scharf an. Dabei polemisiert er nicht, sondern versucht auf dem Boden trauriger Tatsachen Fakten sprechen zu lassen. --Herwig Slezak Quelle:
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