Natürlich ist dieser Film zunächst einfach "eine Folge schwarz-weißer Bilder, die über die Leinwand flimmern" und dabei für Thomson "herrlich künstlich, selbstgenügsam und realitätsfern" wirken. Doch der inhaltlich ziemlich verwirrende Detektivfilm ist eben auch ein herausragendes Stück Filmgeschichte. Dessen Betrachtung erfordert für den Filmkritiker Thomson neben der Beschäftigung mit der "praktischen Arbeit im Studio" auch die Berücksichtigung des Privatlebens seiner Macher. So erfährt man in diesem Band neben den filmspezifischen Punkten viel über Howard Hawks als Person und den Einfluss etwa seiner Ehe auf den Film. Man liest über die Entdeckung (und auch Formung) von Lauren Bacall durch Hawks und natürlich über die entstehende Liebesbeziehung zwischen Bacall und Hauptdarsteller Humphrey Bogart.

Auch Raymond Chandler, der Autor der berühmten Romanvorlage, ist zu finden. Mehrfach vergleicht Thomson das Buch Chandlers mit der Filminterpretation von Hawks, spürt Parallelen und Unterschiede auf. Chandlers Arbeit für das Kino ist sogar ein ganzer Essay gewidmet.

Wer also mehr über The Big Sleep erfahren möchte, als es Kurzkritiken oder Schauspielerbücher normalerweise zulassen, der dürfte diesen Band höchst befriedigend finden. Als Filmfreund wünscht man sich da nur, es gäbe zu jedem guten Film ein solches Bändchen. Aber das würde dann wohl die Buchstapelmöglichkeiten des durchschnittlichen Filmbegeisterten sprengen. --Joachim Hohwieler
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