Premieren- sowie deutsche Kinofassung, US- und Münchner Version, Moroders Adaption -- kaum ein Film kam in so vielen Formen auf die Leinwand wie Fritz Langs Metropolis. Bereits im Jahr der Uraufführung existierten drei unterschiedliche Kopien! Zu Beginn führten auseinander gehende künstlerisch-kommerzielle Vorstellungen zu einem solchem Variantenreichtum, später dann das in viele Archive verstreute Originalmaterial. Folgerichtig befasst sich Thomas Elsaesser in seinem Band zum Filmklassiker von Fritz Lang ausführlich mit den "Kinofassungen und Restaurierungen". Nicht ohne jedoch seinen Lesern zuvor die wichtigsten Personen hinter der Kamera vorgestellt zu haben: Regisseur Fritz Lang und dessen Ehefrau sowie Autorin Thea von Harbou. Zum endgültigen Kultfilm wurde Metropolis aber nicht in wiederhergestellter Originalform, sondern durch eine "Neumontage", die Elsaesser ausführlich beschreibt. Der Musikproduzent Giorgio Moroder bearbeitete Anfang der 80er-Jahre den Lang-Streifen, heraus kam ein "seltsamer Zwitter aus archivarischer Rekonstruktion, sakrilegischer Pfuscherei an einem Kinoklassiker und ikonoklastischer Pop-Moderne". Neben den diversen Fassungen setzt sich Elsaesser aber auch intensiv mit den "widersprüchlichen Behandlungen" auseinander, die Metropolis erfuhr. Manche Kritiker waren begeistert, andere witterten gar ideologisch Fragwürdiges. Für den Autor ist "Langs unverwüstliches Meisterwerk" so etwas "wie ein Psychogramm oder eine Fieberkurve der späten 20er Jahre", aber auch modernen Interpretationsansätzen stellt sich die "Geschichte von wildgewordener Technologie und industrieller Reglementierung". Mit gutem Bildmaterial und einem Überblick über die Filmhandlung versehen, hilft einem dieser zwar intellektuell angehauchte, aber informative Band, die wechselhafte Entwicklung eines der diskussionswürdigsten deutschen Filme zu verstehen. Dabei schadet es nichts, neben diesem Buch noch Enno Patalas' Metropolis in/aus Trümmern zur Hand zu haben, wird darin doch Metropolis szenenweise aufgeschlüsselt. --Joachim Hohwieler Quelle:
|