111 Schauspieler haben sich versammelt. Die Namen lesen sich wie das "Who is who" der deutschsprachigen Theaterszene. Anne Bennent, Kurt Böwe, Klaus Maria Brandauer, Traugott Buhre, Henry Hübchen, Helmuth Lohner, Eva Mattes, Bernhard Minetti, Katharina Thalbach, Ulrich Wildgruber sind neben anderen ebenso vertreten wie Klaus Kinski, Hildegard Knef und Loriot. 111 Aufnahmen entstanden, zum Großteil in den Jahren 1998/99 und an Orten wie Wien, Berlin, München und Zürich. 111 Porträts werden Szenenfotos der jeweils Porträtierten gegenübergestellt, zum Teil von ihnen selbst ausgewählt. Dadurch ergibt sich der besondere Reiz dieses großartigen Bildbandes, der mit Texten von Elfriede Jelinek und Peter von Becker abgerundet wird. Alles Theater heißt die jüngste Arbeit von Sepp Dreissinger. Im Vorarlberg 1946 geboren, beschäftigt er sich seit mehr als zwanzig Jahren mit der Fotografie und hat sich dabei auf das klassische Schwarzweiß-Porträt spezialisiert. Sein Bildband Hauptdarsteller/Selbstdarsteller, ein Buch über 66 österreichische Künstler, 1991 erschienen, wurde mit dem Österreichischen Staatspreis für das schönste Foto- und Kunstbuch ausgezeichnet. Serien über Thomas Bernhard, Friedrich Gulda, Elfriede Jelinek und viele andere machten Dreissinger einem großen Publikum bekannt. Schauspieler sind Personen des öffentlichen Lebens. Sie stehen abends auf den "Brettern, die die Welt bedeuten", um sich am nächsten Morgen in den Medien der Kritik auszusetzen. Sie möchten bekannt sein, aber nicht erkannt werden. Ansonsten droht die Neugier schon am übernächsten Tage zu erlöschen. Auf der Suche nach den Geheimnissen ihrer Figuren wollen sie ihr eigenes Geheimnis, verwandelbar zu sein und doch unverwechselbar zu bleiben, nicht preisgeben. Mit dieser Doppelbödigkeit spielt auch Dreissinger und nicht nur im Kontrast Porträt/Theaterszene. Er ist ein "Meister des richtigen Augenblicks und ein Künstler der sanften Überrumplung", so Wieland Schmied. Zwar werden aus den Darstellern Menschen, die durchatmen nach dem Spiel oder vor der nächsten Probe, entkrampft und meist heiter melancholisch, doch bleibt dem Betrachter das wahre Gesicht verborgen und das Geheimnis ihres Spiels unentdeckt. --graenitz Quelle:
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