Tom Ripley hat Angst! Schon eine ganze Weile wird er von einem älteren Herrn durch die Straßen von New York verfolgt, und selbst als er die Bar wechselt, kann er ihn nicht abschütteln. Tom befürchtet, dass es sich um einen Polizisten oder Privatdetektiv handelt, der ihn im Zusammenhang mit einem Betrugsdelikt sucht. Schließlich spricht der Mann ihn an und es stellt sich heraus, dass er ein völlig harmloses Anliegen hat: Sein Sohn Richard hat sich während einer Europareise in Italien niedergelassen und macht keinerlei Anstalten, nach Hause zurückzukehren. Tom würde ihn doch kennen, ob er nicht an ihn schreiben oder in anderer Form auf ihn einwirken könne? Aus Toms anfänglich sehr zurückhaltendem Versprechen, etwas für den alten Herrn zu tun, wird schließlich eine Europareise. Richards Vater stattet ihn großzügig mit Geld aus und Tom trifft nach einer erholsamen Kreuzfahrt südlich von Neapel ein. Bald ist er mit Richard gut befreundet, von einer Heimreise ist keine Rede. Tom gewöhnt sich an den sorglosen Lebensstil der Süditaliener, der ihm durch Richards Geld noch schmackhafter gemacht wird. Und irgendwann bietet sich die Gelegenheit, wie er weiterhin in den Genuss dieses Geldes kommen könnte, ohne auf Richard Rücksicht zu nehmen. Erstmals 1955 erschienen, ist Der talentierte Mr. Ripley Patricia Highsmiths berühmtestes Buch. Der hinterhältige kleine Betrüger Tom Ripley faszinierte die Autorin so sehr, dass bis 1991 noch vier weitere Romane mit dieser Hauptfigur erschienen. Umso verwunderlicher ist es, dass mit dem vorliegenden Band innerhalb der Highsmith-Werkausgabe erstmals eine vollständige Übersetzung des Buches vorliegt. Melanie Walz gelingt es, auch noch die kleinsten sprachlichen Feinheiten des Originals herauszuarbeiten. Denn es sind eben auch die vielen Details, die das erste Abenteuer von Tom Ripley zu dem machen, was es ist: eine psychologisch treffende, vielschichtige und tragische Gaunerkomödie. Ein besseres Beispiel für anspruchsvolles Lesevergnügen findet sich kaum. --Hannes Riffel Quelle:
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