Den Anfang macht der Eiffelturm: Auf der Titelseite von Sempé's Paris steht der Betrachter im blauen Anzug mit seinem Fahrrad vor dem kolossalen Turm. Der kleine Mann vor den übermächtigen französischen Nationalsymbolen ist eines der wiederkehrenden Themen in den Paris-Cartoons von Jean-Jacques Sempé, einem der berühmtesten Illustratoren und Comiczeichner der Welt, dessen Darstellungen nicht zuletzt wegen seiner Titelblätter für den New Yorker und Illustrationen für den Kleinen Nick weltweite Beachtung finden. In seinem jüngsten Buch widmet sich der in Bordeaux geborene Sempé der französischen Hauptstadt, in der er seit langem lebt. Es ist das moderne Paris, das Sempé in seinen Zeichnungen festhält: Skateborder und Blade Nights, Verkehrschaos in Straßenschluchten, die multikulturelle Bevölkerung, Tai-Chi im Jardin de Luxembourg. Ebenso finden aber auch zeitlose Paris-Themen wie das Café und das Bistro, Parks, Märkte, flanierende Rentner und Hunde Berücksichtigung. Sempé ist ein überaus genauer, unbestechlicher und zugleich liebevoller Beobachter seiner Pariser Mitbürger, deren Lebensweise er mit ironischem Augenzwinkern festhält. Dabei kommt er bis auf die letzte Zeichnung gänzlich ohne Begleittext aus. Umso mehr sprechen seine Grafiken, meist Federzeichnungen mit Tusche, zum Teil laviert, nur selten koloriert; sie atmen den Geist der Stadt und wecken beim Betrachter vielfältige Assoziationen. Jean-Jacques Sempé nimmt uns in seinen Illustrationen mit auf eine Parisreise. Jeder Besucher fühlt sich an eigene Erlebnisse erinnert, erkennt das Typische. Dabei bietet Sempé dem passionierten Pariskenner ebenso viel Vergnügen an den sprechenden Details seiner Zeichnungen wie dem unerfahrenen, sich unsicher durch die Stadt bewegenden Parisneuling, der mit Sempé an den kenntnisreichsten und humorvollsten Reiseführer geraten ist, den man sich nur wünschen kann. Und so schreibt in der letzten Zeichnung des Buches eine jungendliche Frau, mit brennender Zigarette im berühmten Café Les deux Magots sitzend, geradezu stellvertretend für den Leser: Danke für die tolle Parisreise! --Jörg Völlnagel Quelle:
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