Wer anders ist, ist reicher. Das behauptet die italienische Bestseller-Autorin Susanna Tamaro in ihrem neuen Kinderbuch. Aber ist das wirklich ein Kinderbuch? Bei dieser Schriftstellerin weiß man das nie so genau, und es ist ja auch egal. Junge wie ältere Leser werden der achtjährigen Martina von der ersten Seite an ihre Zuneigung schenken und hoffen, dass es diesem Kind gelingt, einen Zipfel vom Glück zu erhaschen und festzuhalten. Martina grübelt darüber nach, warum Vater und Mutter meistens ganz anders aussehen als auf ihrem Hochzeitsfoto, so als hätte jemand ihre Schalter ausgeknipst. Die Eltern streiten, schreien, schimpfen. Martina hat Angst vor diesen Fußtritt-Sätzen und Stein-ins-Gesicht-Wörtern. Auch die Schule macht ihr Angst, der Teufelskreis aus Hänseleien, schlechten Noten und neuer Schelte. Martina hört auf zu sprechen, denn sie spürt ganz deutlich, dass niemand sie mag. Eine einzige Ausnahme gibt es: den Großvater. Bei ihm kann Martina ohne Angst so sein, wie sie wirklich ist: nicht dumm und stumm, sondern fantasievoll und wissbegierig. Beim Großvater verwandelt sie sich in den fröhlichen, furchtlosen Hund Tobias. Der Großvater lehrt sie die Sprache der Dinge und zeigt ihr die Türen, die niemand sehen kann. Das hilft ihr, als dieser besonders schwarze Tag kommt, an dem sie von zu Hause weglaufen muss. Auf ihrem Irrweg durch die winterliche Stadt trifft Martina ihren Schutzengel, der wie ein Ninja-Kämpfer aussieht. Und sie findet Aufnahme im Reich der verlorenen Dinge, in dem die verrückte Pina regiert. Als Martina zu ihren Eltern zurück gebracht wird, merkt sie voller Überraschung, dass die Eltern sie vermisst haben, dass sie ihr Kind auf ihre eigene Weise lieb haben und es nur nicht zeigen konnten. Eine poetische und tiefsinnige Geschichte, geprägt von Susanna Tamaros hintergründigem Witz und ihrer Liebe zu allen Lebewesen dieser Erde. Die Illustrationen von Ute Krause sind ein Extra-Erlebnis! Mit sicherem, sparsamem Strich und kräftigen Farben gezeichnet, nutzt sie gekonnt die leere Fläche, um Martinas Bedrängnis und ihre besondere Sicht auf die Dinge zu zeigen. --Urs Umsand Quelle:
|