Kati Hirschel hat es gut. Nicht nur, dass die zufriedene Besitzerin eines Krimi-Buchladens im hektischen Istanbul auf Anhieb einen Parkplatz findet ("Der Himmel im Himmel ist gnädig! Wie heißt es doch gleich: Wenn seine Schäflein in Not geraten, schickst du deinen Engel zur Hilfe."). Sie ist auch mit Petra Vogel befreundet, die nach dem Mord an einem ebenso dilettantischen wie korrupten Regisseur zur Hauptverdächtigen avanciert. "Logisch, dass ein Mensch, der gerne Kriminalromane liest, auch Lust hat, sie zu verkaufen", heißt es im Debütroman Hotel Bosporus der türkischen Autorin Esmahan Aykol. Und noch logischer, dass so jemand es liebt, Verbrechen aufzuklären! Bis dahin aber muss sich Hirschel nicht nur mit der Mafia herumschlagen, sondern auch mit dem Machotum der heimischen Männerwelt. Wie nebenbei werden dabei im Verlauf der Handlung mit viel Humor und Ironie so manche Vorurteile im deutsch-türkischen Verhältnis auch wieder vom Stammtisch gewischt -- zuerst in der Türkei, wo das bald zum Bestseller avancierte Original erschien, und jetzt auch hier. Hotel Bosporus erzählt vom aufregenden Leben einer Deutschen im Trubel der Türkei, spannend geschrieben von einer Türkin, die zwischen Berlin und Istanbul pendelt. Dieses Spiel mit den (nationalen) Identitäten macht einen Reiz dieses rasant wie ein Kriminalfilm geschnittenen Buches aus. Aber nur einen: Denn die lebendige Art, wie Aykol die pulsierende Metropole am Bosporus mit ihrem Treiben und ihrer Lebenslust (1.000 Kneipen!) beschreibt, macht es uns Lesern fast unverständlich, warum wir eigentlich noch hier in Deutschland geblieben sind, statt bei einer Tasse Tee in Istanbul zu sitzen. So lange Bücher wie Hotel Bosporus allerdings ins Deutsche übersetzt werden, ist es auch hier zu Lande in Straßen-Cafés und Lokalen mit einem Glas guten Weins sehr erträglich. --Thomas Köster Quelle:
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