Zugegeben: zuerst werden wohl viele der heutigen Hammett-Leser durch die brillanten Verfilmungen auf ihn aufmerksam geworden sein. In seinen BĂŒchern kann man dann seiner Sprache und seiner FĂ€higkeit, die so typische Krimi-noir-AtmosphĂ€re erstehen zu lassen, genauer auf den Grund gehen. Was im Malteser Falken Zynismus ist, wirkt im DĂŒnnen Mann zwar abgebrĂŒht, aber auch voller zeitlosem Humor. Und der Ton zwischen dem verehelichten Detektivpaar Nick und Nora Charles wirkt heute noch genauso locker und lĂ€ssig, wie er damals (1934!!) gemeint war. Worum geht es? Der Erfinder Clyde Wynant, anscheinend ein etwas skurriler und eigenbrötlerischer Mann, ist seit Monaten verschwunden, als seine SekretĂ€rin und Geliebte Julia Wolf ermordet aufgefunden wird. Tat er es aus Eifersucht und enttĂ€uschter Liebe? Oder Wynants Exfrau, die alternde Mimi Jorgensen, die sich bei einem Europa-Aufenthalt einen Playboy gekauft hat? Oder ihre nicht minder denkwĂŒrdigen Kinder, die kleinmĂ€dchenhafte Dorothy und der adoleszente BĂŒcherwurm Gilbert, der sich mit Vorliebe detaillierten Berichten grausamer Verbrechen widmet? Nick und Nora, das dekadent-reiche PĂ€rchen rutschen in den Fall hinein -- immerhin war Nick frĂŒher als Meisterdetektiv tĂ€tig -- und fĂŒhren durch ein paar alkoholgeschwĂ€ngerte GesprĂ€che und einige Hinweise an die bemĂŒhten Polizisten die FĂ€den zu einem ĂŒberraschenden Ende zusammen. Die Kriminalgeschichte an sich ist gut durchdacht und hĂ€lt die Spannung, doch das eigentlich Interessante sind die Charaktere und die Stimmung des New York der 30er Jahre mit seinen versteckten Bars und Nachtclubs, in denen das Leben tobt, den regenglĂ€nzenden StraĂen, den Ganoven und den gelangweilten, wohlhabenden Mitgliedern der High Society, die sich auf Cocktailpartys mit Alkohol und verhaltenem Sex mĂŒhsam amĂŒsieren. Und mittendrin Nick Charles, umworben von MĂ€nnern wie Frauen, Teil der Society, jedoch unabhĂ€ngig, ĂŒber ihr stehend und sie mit ihren verlogenen Ritualen gelassen durchschauend. Die Hörspielfassung des HörVerlags setzt die Stimmung des Buches gekonnt um, Leslie Malton als hysterische Mimi ist glĂ€nzend, und auch der kurze Auftritt von Martin Semmelrogge als Kleingangster ist hinreiĂend. Einzig Nora konnte mich nicht so ganz ĂŒberzeugen. Dennoch ist der Aufbau des Hörspiels sehr gelungen und als Hammett-Fan sollte man sich weder Film noch Buch noch Hörspiel entgehen lassen. -- Kathrin RĂŒstig Quelle:
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