Gar nicht so leicht, auf die Schnelle eine Entscheidung zu fällen, wenn man am helllichten Tag von einer Fee aufgesucht wird und einen Wunsch frei hat. Unsterblichkeit, Gesundheit, Geld und Liebe seien ausgeschlossen, bedauert die durchsichtige Dame, Ideelles hingegen erwünscht. Und wenn schon Hardware, so hat man höhererseits entschieden, dann sollte der Gegenwert einer Geschirrspülmaschine möglichst nicht überschritten werden. Eine Spülmaschine braucht der Werbemann Max nicht, aber auch keinen Chef, der zu idiotisch ist, seine Idiotie einzusehen. Als Gutmensch und Ökopax, der unter seinem Agenturchef Ronni und dessen zynischem Geschäftsgebaren leidet, würde Max am liebsten nur Werbung für ökologisch Unbedenkliches und Friedenskampagnen treiben. Daher sein bornierter, aber sehnlichster Wunsch, allen Idioten zur Selbsterkenntnis zu verhelfen. Am nächsten Morgen muss Max bestürzt feststellen, dass die Welt sich auf das Merkwürdigste verändert hat. Das Gute schlägt zurück! 35 kluge Seiten später segelt die süße, unter ihrer Auftragslast ständig stöhnende Elfe ihrem nächsten Fall entgegen, einem nervös-brillianten Jungregisseur, der unter den an sich selbst gestellten filmischen Ansprüchen förmlich zu ersticken droht. Von Versagensängsten schließlich völlig gelähmt, versiegen Jungfilmer Pauls Breitwand-Ideen -- dafür fließt das Bier in rauen Mengen. Für die Filmkunst verloren und kurz vor dem finalen Delirium, erscheint erneut das rettende Lichtmädchen. Mittlerweile präpariert, kann sich der Leser leicht ausmalen, dass auch bei Paul Wunschfilm- und Erfüllung abgrundtief auseinanderklaffen. Ein ausgebrannter Groschenroman-Autor auf der Suche nach dem eigenen Ich und der ultimativen Autobiografie; eine altlinke Mama, die sich von ihrem Punklümmel-Sohn nicht auf das Altenteil schieben lassen möchte -- die zugegebenermaßen etwas ausgelutschte "Was-wäre-wenn-Feenkonstellation" hat Jakob Arjouni (Happy birthday, Türke!, Ein Freund) hier zu völlig neuen und ungeahnten Höhen getrieben. In fünf kleinen, aber umso bittereren Wahrheitspillen, nötigt er den Leser, sein Sehnsuchts- und Wunschprogramm tunlichst noch einmal zu überdenken. Wie Arjouni auf grandiose Weise aufzeigt, kann alles auch ganz anders ausgehen. --Ravi Unger Quelle:
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