Lin Walker, genannt Birdie, ist die coolste Heldin seit Menschengedenken. In Liza Codys furiosem Roman Gimme more spekuliert die Witwe eines Rockstars mit nicht vorhandenem Filmmaterial ihres Mannes und zockt die großen Fische des Musikgeschäfts gewaltig ab. Witwen großer Rockstars haben es nicht leicht. Weder Yoko Ono noch Courtney Love -- und Birdie Walker auch nicht. Mehr oder weniger deutlich hat ihr die komplette Musikszene zu verstehen gegeben, dass sie nicht nur Mitschuld am Tod ihres Mannes Jack trägt, sondern sich auch stets im Glanz seines Werks gesonnt und mit seinem Mythos eine goldene Nase verdient habe. Nichts davon war und ist Realität. Birdie war die treibende Kraft hinter Jack und verantwortlich für viele musikalische Ideen, die ihm zugeschrieben wurden. Jack starb offenbar, als sein Haus abbrannte und er sich zugedröhnt nicht mehr in Sicherheit bringen konnte. Birdie kann von den finanziell sorglosen Zeiten nur träumen. Kleine aber ungemein geschickte Betrügereien halten sie über Wasser. Sie hat die Kunst des schönen Scheins und des Abzockens wie kaum eine Zweite kultiviert. Als in Gesprächen mit Musikmanagern die Rede auf verschollenes Film- und Songmaterial ihres Mannes kommt, das in ihrem Besitz vermutet wird, riecht sie das Geschäft ihres Lebens und die Gelegenheit, allen alles heimzuzahlen. Denn nur sie kennt die Wahrheit. "Am Rock 'n' Roll hängt mein Herz", schreibt Liza Cody im Anhang ihres Buches. Man glaubt ihr jedes Wort und spürt ihr Bekenntnis in jeder Zeile. Ohne Zynismus, mit viel Humor und bar jeder Sentimentalität beschreibt Cody die Mechanismen des modernen Musikgeschäfts. "Zu beschreiben, wie aufregend Musik ist, ohne idiotisch zu klingen, ist sehr schwierig." Liza Cody hat bei ihrer Unternehmung alle vermuteten Hürden bravurös genommen und den wundervollen Roman einer ganzen Musikepoche und ihrer Fans geschrieben. --Ulrich Deurer Quelle:
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