Remzi Ünal hat ein Problem. Der Privatdetektiv ist davon überzeugt, durch verweigerte Hilfeleistung für den Mord an einer jungen Schauspielerin verantwortlich zu sein. Der großartige türkische Krimiautor Celil Oker überzeugt in Letzter Akt am Bosporus erneut durch seine brillant gezeichnete Hauptfigur und unbarmherzigen Realismus. Seinen Job als privater Schnüffler liebt Remzi Ünal nicht. Er hasst den Eingriff in das Leben fremder Menschen geradezu. Doch von irgendetwas muss der Schornstein schließlich rauchen. Der Fliegerei, seiner eigentlichen Passion, kann der Ex-Pilot nach seinem Rausschmiss nur noch am Flugsimulator frönen. Celil Okers gerade durch seine Normalität so auffälliger Held stolpert eigentlich in seine ungeliebten Ermittlungen hinein, zieht menschliche Tragödien an sich wie ein Magnet das Eisen. Als ihn die junge Tugcen Yavas, Neuling im Aikido-Kurs, den auch Ünal unregelmäßig besucht, nach dem Training bittet, sie mit dem Auto mitzunehmen, tut er ihr den Gefallen. Ünal bemerkt, dass sie auf der Heimfahrt von einem Auto verfolgt werden und Yavas scheint irgendetwas zu fürchten. Dennoch setzt er sie wie gewünscht in der Nähe ihrer Wohnung ab, ohne sich weiter um die Angelegenheit zu kümmern. Am nächsten Morgen wird Tugcen Yavas ermordet aufgefunden und Ünal beginnt, seine Schuld durch die Aufklärung des Verbrechens abzutragen. Celil Oker hat seinen Helden als äußerst einsamen Menschen ohne Mitteilungsbedürfnis angelegt. Eine unbekannte Vorgeschichte lastet auf Remzi Ünal, von der der Leser nur spärlich und bruchstückhaft Kenntnis erhält. Einsamkeit, Skepsis und Melancholie bestimmen den Tagesablauf des Privatdetektivs, der sich offenbar mit dem Genuss kleiner Freuden wie Kaffee (Ünal trinkt nicht mehr) und Zigaretten zufrieden gibt. Umgetrieben wird er durch die Sehnsucht nach Gerechtigkeit, er ist verkappter Moralist wie Chandlers Phil Marlowe, wie dieser auf verlorenem Posten kämpfend im Sumpf der Großstadt. Ünal ist trotz vieler Zitate anders, seine Fälle erschließen dem Leser außerdem eine in ihrem Facettenreichtum faszinierende Stadt neu -- Istanbul. Zudem ist Celil Oker ein geradezu hinreißender Showdown gelungen, der Lust auf mehr aus seiner Feder macht. --Ulrich Deurer Quelle:
|