Friedrich Glauser war ein besonderer Krimi-Autor. Der Unionsverlag in Zürich hat sein Buch Der Tee der drei alten Damen als Taschenbuch herausgebracht. Damit hat der Verlag einen ungemein amüsanten Kriminalroman einem großen Leserkreis zugänglich gemacht. Es geht - wie könnte es anders sein - um Mord. Und es sind natürlich keine gewöhnlichen Morde, sondern heimtückische Vergiftungen. Liebevoll und mit viel Sinn fürs Detail baut der Autor seine Geschichte vor dem geistigen Auge seiner Leserschaft auf. Dabei besitzt er eine erstaunliche Beobachtungsgabe: Wie wacht ein Hund auf, wenn er geschlafen hat? Glauser kann eine Viertelseite auf diese Beschreibung verwenden. Aber das sind, wie gesagt, Details. Es geht um Morde im Diplomatenmilieu zur Völkerbundzeit in Genf. Um Journalisten, die zugleich Agenten sind, russische Prawda-Korrespondenten, die gleich für zwei verfeindete Geheimdienste tätig sind und so natürlich gutes Geld machen, um einen Fürsten, der Ölfelder besitzt und deswegen seltsam begehrt ist und natürlich des einen Verräters Schreibkraft, die wiederum den Verräter verrät - aber den Falschen. Und es geht um Rauschgift. Und hier schreibt Glauser besonders kompetent. Er war selbst morphiumsüchtig, wie im Klappentext zu lesen ist. Zwischen allem stehen liebenswert betuliche Polizisten, die zu allem Überfluß auch noch auf die Informationen des oben genannten Journalisten angewiesen sind. Viel verworrener geht es eigentlich nicht mehr. Daß die Auflösung des Falles eine handfeste Überraschung ist, ist dann eigentlich schon keine Überraschung mehr. Der 1938 verstorbene Friedrich Glauser hat noch mehr Romane geschrieben, die im selben Verlag erschienen sind. Der Tee der drei alten Damen macht neugierig darauf. Der Verlag hat einen Anhang von Waldemar Haldemann angegliedert, der das Buch dem literaturwissenschaftlich interessierten Leser erschließt, ein sicherlich ungewöhnlicher Service. Hier finden sich viele Hinweise, dazu einige Informationen über den Autor. Der Verlag hat sich erkennbar zur Aufgabe gemacht, seiner Leserschaft das ganze Schaffen von Friedrich Glauser näher zu bringen.-- Corinna S. Heyn Quelle:
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