"Schlumpf Erwin Mord" steht auf dem blauen Kartondeckel der Akte. Und alles spricht dafür, dass Schlumpf, Hilfsarbeiter in der Baumschule Ellenberger, den alten Witschi umgebracht hat. Denn wie sonst soll er an den großen Geldschein gelangt sein, den er in der örtlichen Kneipe einwechseln will? Einzig der Wachtmeister Studer ist von seiner Schuld nicht überzeugt -- obwohl er den Schlumpf selbst festgenommen hat und der Idiot dann auch noch versucht, sich in seiner Zelle umzubringen! Dabei hat er doch eine leidliche Arbeit, und die hübsche Tochter des Ermordeten, mit der er angebändelt hat, will zu ihm halten. Studer fährt nach Gerzenstein, um sich die Verhältnisse aus der Nähe anzuschauen. Und dabei bekommt er es mit einer Vielzahl von Dorfbewohnern zu tun, Jung und Alt, die in diesen Fall verwickelt zu sein scheinen. Und alle haben sie Angst, unbändige Angst. Schlumpf Erwin Mord stand auf Friedrich Glausers Manuskript, doch sein Herausgeber verpasste der Kriminalgeschichte einen stromlinienförmigeren Titel: Wachtmeister Studer [3716020923] wurde zu einem ersten Achtungserfolg für einen Autor, der einen substanziellen Anteil seines Lebens in Anstalten verbracht hatte, die im Volksmund immer noch "Irrenhäuser" genannt wurden. Glauser hatte sich von Simenons Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes inspirieren lassen und einen Ermittler geschaffen, der sich mit dem Pfeife schmauchenden Pariser Kommissar durchaus messen kann. Doch Studer ist eine völlig eigenständige Figur, zutiefst schweizerisch und mit einem Gespür für die Motive der "kleinen Leut'" ausgestattet, das seinesgleichen sucht. Die vorliegende Ausgabe ist von Walter Obschlager mit einem Nachwort und Anmerkungen versehen worden, die den Roman mit Glausers Biografie und dem zeitgenössischen Tagesgeschehen vernetzen. Wer Schlumpf Erwin Mord zum zweiten Mal liest, wird das zu schätzen wissen. Und jeden beneiden, der das Buch zum ersten Mal zur Hand nimmt. --Hannes Riffel Quelle:
|