Mit dem Kubaner Leonardo Padura tritt ein mehr als außergewöhnlicher Autor endlich auch ins Rampenlicht des deutschen Buchmarktes. Sein Held Mario Conde, wundervoll melancholisch gezeichnet, muss das Verschwinden eines hohen Wirtschaftsfunktionärs klären, der nur scheinbar Ein perfektes Leben im Sinne der Revolution geführt hat. Unsanft wird der Kriminalbeamte Mario Conde von seinem Vorgesetzten aus alkoholumnebeltem Schlaf geweckt. Mit dem Auftrag, nach dem Regierungsbeamten Rafael Morín zu suchen, den dessen Lebensgefährtin Tamara vermisst gemeldet hat, verlässt er noch immer verkatert das Chefbüro. In Tamara erkennt Conde schließlich seine alte Liebe aus Schulzeiten wieder und an Rafael erinnert er sich als zielstrebigen Schulkameraden, der stets als vorbildlicher Revolutionär und Kader galt und seine Karriere zügig vorantrieb. Im Laufe der Ermittlungen erliegt Conde wiederum dem Reiz Tamaras und verliert sich in Erinnerungen an seine Jugendzeit, an große Freundschaften und Erlebnisse. Im Spannungsfeld einer ehemals hoffnungsvollen Jugend und einer trostlosen Gegenwart findet Conde heraus, dass Morín nicht der tugendhafte Vorzeigesozialist war, als der er galt. Die Ergebnisse seiner Arbeit stürzen ihn in eine tiefe Krise. Als Tetralogie hat Leonardo Padura seine Romanchronik des nachrevolutionären Kubas angelegt, jeder Band wird durch eine der vier Jahreszeiten charakterisiert. Der Winter bestimmt im vorliegenden Roman mit Dauerregen und Kühle die Atmosphäre. Ungemein stimmungsvoll und anrührend, dabei aber ohne falsche Sentimentalität und ohne seine Figuren zu richten, lässt Padura die Jahre nach der Revolution aus der Perspektive seines Helden Conde Revue passieren. "Ich will Erinnerung bewahren", hat er einmal gesagt und das Exil komme für ihn niemals in Frage. Seine unsentimentale kubanische Reise dürfen wir nun genießen und bestaunen. Eine große Entdeckung! --Ulrich Deurer Quelle:
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