Im Fernsehen präsentieren gleich mehrere TV-Shows die witzigsten Werbespots der Welt, doch deutsche Beiträge sucht man darunter meist vergebens. "Im internationalen Vergleich sieht Deutschland ziemlich alt aus", kommentiert der Berliner Filmhistoriker Günter Agde die jüngste Entwicklung. Daß dem nicht immer so war, beweist sein großartiges Buch Flimmernde Versprechen. Geschichte des deutschen Werbefilms im Kino seit 1897. Der Werbefilm ist fast so alt wie das Medium selbst. Schon 1897 entstanden die ersten Filme für Dr. Oetkers Backpulver. "Eine höchst originelle Art der lebenden Geschäftsreklame", jubelten damals die Zeitungen, und auch fortan blieb der deutsche Werbefilm stets auf der Höhe der Zeit, experimentierte mit neuen Techniken und arbeitete eng mit bekannten Künstlern wie Walter Trier und Lotte Reininger zusammen. Nach der ideologischen Gleichschaltung in der NS-Zeit, bescherte das Wirtschaftswunder dem deutschen Werbefilm eine neue Blütezeit. Der HB-Spruch "Wer wird denn gleich in die Luft gehen" wurde damals zum geflügelten Wort einer ganzen Generation, und manch spätere Fernsehgröße wurde erst durch ihre Werbearbeit so richtig berühmt. Bestes Beispiel sind Loriots legendäre Knollennasenmännchen aus seiner "Drei Dinge braucht der Mann..."-Kampagne (natürlich "Feuer, Pfeife, Stanwell!"). Doch als 1956 in der Bundesrepublik das Werbefernsehen eingeführt wurde, bedeutete dies das Aus für den traditionellen Werbefilm. Günter Agde erweist sich als profunder Kenner der deutschen Werbefilmgeschichte. Sein detailreiches, mit vielen Beispielen illustriertes Buch ist ein buntes "kulturhistorisches Kaleidoskop" und zugleich eine wahre Fundgrube unvergessener Werbesprüche. Mit Flimmernde Versprechen ist Agde die längst überfällige Darstellung der Geschichte des deutschen Werbefilms von 1897 bis in die 50er Jahre überzeugend gelungen. --Stephan Fingerle Quelle:
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