Die vorliegende Arbeit unternimmt eine Erprobung der These, dass Geschichte immer zu verstehen ist als die des Menschen als eines sprechenden Wesens. Bewusstseinsgeschichte ist der Titel dieser Unternehmung. Als «dramatisches Bewusstsein» wird ein allgemeines Epochenmoment der Dreissiger Jahre in Deutschland zu beschreiben versucht. Es wirkt in der Produktion und Rezeption von Texten, z.B. Rede, Reportage, Hörspiel, Drama, Sprechchor, in Fotografie und Film, in Sport und Technik. «Dramatisches Bewusstsein» ist die Auslieferung an Worte, 'in denen die Tat sich schon aufbäumt', die Kompensation des Verlustes von Bedeutung im Sprechen durch die Idee unmittelbarer Bedeutung in Tat und Tatsache, Bewegung und Aktion. 'Verwirklichung' erscheint «dramatischem Bewusstsein» als die einzige Möglichkeit, Bedeutung von Sätzen zu erfahren. Im Tonfall des Willens, der besonders deutlich bei Hitler und den Nazis hervortritt, wird die bloss instrumentell verstandene Sprache aus ihrer Vehikelhaftigkeit herauszuheben versucht und neue Spracherfahrung durch Welt- und Wirklichkeitsbeherrschung versprochen. Quelle:
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