Mit Die Straße erreicht Larry Nivens Science Fiction ein neues Niveau hoher Qualität. Es ist jedem Einsteiger in die Science Fiction uneingeschränkt zu empfehlen. Niven ist am bekanntesten für seine Hardcore-Science Fiction-Romane über das Ringwelt-Universum -- zuletzt Ringwelt Thron. Er schrieb zahlreiche Bestseller in Kooperation mit Jerry Pournelle, darunter Luzifers Hammer und Der Splitter im Auge Gottes. Mit Der Zauber vergeht schrieb er eines seiner raren Fantasy-Werke. Die Straße beginnt auf einer Kolonistenwelt, die im Universum von Beowulfs Kinder und Der Held von Avalon angesiedelt ist... 250 Jahre ist es her, seit die Menschen auf die erdähnliche Welt Destini kamen und jeden Kontakt zur Heimatwelt verloren haben. Die Argos, das Schiff, mit dem sie kamen, ist verschwunden, ebenso die Fähre, mit der sie auf dem Planeten landeten, die Cavorite. Für die Bewohner von Spiraltaun sind diese Namen Legende, denn der letzte Flug der Cavorite hinterließ eine deutliche Spur: Wie eine Straße zieht sich ein Band aus geschmolzenem Fels angeblich um den ganzen Planeten, das der Antrieb des Schiffs geschaffen hat. Der junge Jemmi Bloocher betrachtet intuitiv die Straße als Schlüssel für das Überleben der Siedler. Doch niemand in Spiraltaun weiß, wohin die Straße führt und an ihrem Ende wartet. Eines Tages ist Jemmi gezwungen, seine Heimat Spiraltaun zu verlassen. Er hat den Arbeiter einer der Händler, die die Straße benutzen, im Handgemenge getötet. So beginnt ein langes, rund dreißig Jahre währendes Abenteuer, in dessen Verlauf Jemmi viele Namen und Identitäten annimmt, immer auf der Hut vor der Strafe der Händler. Er heiratet mehrmals, hat Kinder, und schließlich kehrt er nach Spiraltaun zurück, um den Siedlern die verlorenen Sterne zurückzugeben. Die Straße ist ein wunderbarer Reise- und Abenteuerroman. Daß Jemmi ausschließlich am Boden reist, tut der Spannung keinen Abbruch. Im Gegenteil, findet der Autor so doch Gelegenheit, die einzelnen Gemeinschaften der Siedler und Händler genau zu charakterisieren. Es wird deutlich, wo Jemmi in das Bild paßt und wo nicht. In letzterem Fall wird's brenzlig. Niven erzählt voller Intelligenz und Humor. Es ist eine Freude, seine kurzen Sätze und knappen Beschreibungen zu lesen und sich vorzustellen, was er NICHT gesagt hat. Denn davon gibt es einiges. Zum Beispiel in den amourösen Abenteuern des Helden. Oder die wissenschaftlichen Fakten, die er herausfindet und die auch der Leser zu einem Bild zusammenfügen muß. Niven hat einen bewundernswerten Altersstil erreicht: die Kunst des Weglassens. Und wohin er den Leser führt, darf man ihm getrost folgen: Auf diesem Weg warten wertvolle Einsichten. Die deutsche Übersetzung versucht mit eigenwilligen Entsprechungen dem Original gerecht zu werden, doch das gelingt nicht immer. --Michael Matzer Quelle:
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