Ein einziger Satz, gesagt in aller Unschuld und Arglosigkeit, er verĂ€ndert ein ganzes Leben, ruiniert TrĂ€ume und GlĂŒck. Geburtstagsfeier in der LĂŒneburger Heide 1941: Der polnische Landarbeiter Eugen fordert die 19-jĂ€hrige Hilde Meyerhoff zum Tanz. Die vertröstet auf die Zeit nach Hitler, "noch ist es nicht soweit". Eine fatale und folgenschwere Abfuhr. Ein junges MĂ€dchen, das mit den perversen Moralvorstellungen der Nationalsozialisten aufgewachsen ist, weiĂ, dass jede Verbindung zu Polen unter schwerer Strafe steht. Als MĂ€delschaftsfĂŒhrerin beim BDM steht sie im inneren Konflikt zu eigenen GefĂŒhlen und Empfindungen. VerhĂ€ltnis mit einem Fremdarbeiter und: "Sprechen wir es ruhig aus, dass du Adolf Hitler den Tod gewĂŒnscht hĂ€ttest." So lauten Vorwurf und Anklage, die ĂŒber GefĂ€ngnis und Zuchthaus schlieĂlich ins KZ nach RavensbrĂŒck fĂŒhrt. Trotz aller Unschuldsbeteuerungen durchlĂ€uft Hilde alle Register jenes unvorstellbaren Grauens, als eine von so vielen. Dennoch ist es ihr Schicksal, bleiben Gewalt, Terror, psychische BrutalitĂ€t und schlimmste Entbehrungen an ein einziges, unverwechselbares Menschenschicksal gebunden. Das macht dieses Buch so ĂŒberaus lesenswert. Hilde Meyerhoff heiĂt eigentlich Else Hunt. Ein "Kunstgriff" des Journalisten Heinrich Thies, denn: "Trotz umfĂ€nglicher Recherchen ist es nicht mehr möglich in Erfahrung zu bringen, was ein Mensch vor mehr als einem halben Jahrhundert in bestimmten Situationen gesagt, gedacht oder gefĂŒhlt hat." So sind seine detaillierten und weit reichenden Recherchen Grundlage und GerĂŒst fĂŒr eine gelungene Biografie, die lebendig und wach wird durch glĂ€ttende Dialoge. Eine fesselnde und bewegende Geschichte entsteht, gleichzeitig eine seriöse und beeindruckende Dokumentation, gespickt mit allen nötigen Hintergrund- Informationen. Hilde Meyerhoff, alias Else Hunt, bleibt, auch nach der Zeit im KZ, in ihrem Heimatdorf das "Feindsliebchen", hat oft das GefĂŒhl, als gĂ€ben ihr alte Bekannte eine "heimliche Mitschuld am Ausgang des Krieges". HaftentschĂ€digung hat sie niemals erhalten: "Liebelei mit einem Polen galt nicht als entschĂ€digungswĂŒrdig." --Barbara Wegmann Quelle:
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